Lieder zum Tag, zur Nacht, zum Morgen und zum Abend
 
 

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Lieder zum Morgen und dem neuen Tag Lieder zum Abend und zur Nacht

 

 

Lieder zum Morgen und dem neuen Tag

Wenn morgens früh die Sonn aufgeht

Da kommt die liebe Sonne wieder

Morgenfreude

Auf früher Fahrt
Die helle Sonn
Morgenlied - steht auf ihr lieben Kinderlein
Morgenlied - noch ahnt man kaum der Sonne Licht
Es tagt
Wachet auf, wachet auf
Wach auf, wach auf
Morgen
Morgenlied eines Bauern
Jeden Morgen geht die Sonne auf
Der Wächter
Aus den hellen Birken
Lobt unsern Gott
Schön Blümelein

 

Lieder zum Abend und zur Nacht

Müde bin ich, geh zur Ruh

Weißt du, wieviel Sternlein stehen
Wer hat die schönsten Schäfchen
Nun wollen wir singen das Abendlied
Schlafe mein Prinzchen
Sie gehen da hin und her zerstreut
Ach, was wird mein Schätzel denken?
Guter Mond, du gehst so stille
Bim, baum
Des Mondes Reisegesellen
Wiegenlied - Schlafe, schlafe, holder süßer Knabe
Wiegenlied - Guten Abend - gut Nacht
Wiegenlied - Gut Nacht, gut Nacht, mein feines Kind
Verstohlen geht der Mond auf
Zum Abend
Abendstille überall
Gute Nacht!
Herr, bleibe bei uns
O du stille Zeit!
Abendlied
Wächterruf
Abend wird es wieder
Sandmännchen
Abendsegen

 

Lieder zum Morgen und dem neuen Tag

Wenn morgens früh die Sonn aufgeht
und golden wird die Welt,
wenn alles in der Blüte steht
und Ähren trägt das Feld,
dann denk ich: Alle diese Pracht
hat Gott zu meiner Lust gemacht.
Ho-la-ri, ho-la-ra, hol-la-ri, juch-he!
Ho-la-ri, hol-la-ra, juchhe!

Und uns zuliebe schmücken sich
Ja Wiese, Berg und Wald,
und Vögel singen fern und nah,
dass alles widerhallt.
Zur Arbeit singt die Lerch uns zu,
die Nachtigall bei kühler Ruh.

Dann preis ich laut und lobe Gott
Und schweb in hohem Mut
Und denk: Es ist der liebe Gott,
der’s meint mit allen gut.
Drum will ich immer dankbar sein
Und mich der Güte Gottes freun.

Aus Tolnau

Liederbuch der Kinder

Da kommt die liebe Sonne wieder,
da kommt sie wieder her!
Sie schlummert nicht und wird nicht müder
und läuft doch immer sehr.

Von ihr kommt Segen und Gedeihen,
sie macht die Saat so grün,
sie macht das weite Feld sich neuen
und meine Bäume blühn.

Worte Matthias Claudius
Weise Karl Marx aus „Jeden Morgen geht die Sonne auf“

Morgenfreude

Der Morgen, das ist meine Freude,
da steig ich in stiller Stund
auf den höchsten Berg in die Weite,
grüß dich Deutschland aus Herzensgrund,
auf den höchsten Berg in die Weite,
grüß dich Deutschland aus Herzensgrund!

Wo rings meine Augen nun streifen,
liegt Schönheit in weitem Kranz.
Schaut auf und lernt sie begreifen,
wachet auf, grüßt den Morgenglanz!

Die früheste Stunde am Morgen
Ist größer als Lust und Schmerz.
Werft von euch Kummer und Sorgen
Schenkt dem Tag ein fröhliches Herz.

J. v. Eichendorff
Weise Werner Gneist

Auf früher Fahrt

Nichts kann mich mehr erfreuen, als wenn auf früher Fahrt
der Tag sich will erneuen mit Leuchten fern und zart.
Die Sternlein müssen bleichen. Die finstre Nacht muss weichen.
Auf G’sellen, seid geschart!

Die Wachtel schlug am Morgen schon zu so früher Stund.
Die Lerche ohne Sorgen singt hell von Herzensgrund.
Wer wollte da verweilen? Auf Brüder lasst uns eilen:
Der Morgen ward uns kund.

Schon helle ward’s auf Erden. Wohlan, der Tag begann.
Das soll ein Reisen werden durch Wald und grünen Plan.
Das heißt ein herrlich Leben! Was könnt’s wohl Schönres geben?
Die Welt ist aufgetan.

J. v. Eichendorff 1788-1857
Weise und Satz Werner Gneist

Die helle Sonn

Die helle Sonn leucht jetzt herfür,
fröhlich vom Schlaf aufstehen wir.
Gott Lob, der uns heint diese Nacht
Behüt hat vor des Teufels Macht.
Amen

Lass unser Werk geraten wohl,
was ein jeder ausrichten soll,
dass unsre Arbeit, Müh und Fleiß´
gereich zu deinem Lob und Preis.
Amen.

Nikolaus Hermann um 1480-1561
Melchior Vulpius 1609

Morgenlied

Steht auf, ihr lieben Kinderlein!
Der Morgenstern mit hellem Schein
Lässt sich frei sehn gleich wie ein Held
Und leuchtet in die ganze Welt.

Sei uns willkommen, lieber Tag!
Vor dir die Nacht nicht bleiben mag,
leucht uns in unsre Herzen fein
mit deinem himmelischen Schein.

Erasm. Alber 1506-1553
Walther Hensel geb. 1887

Morgenlied

Noch ahnt man kaum der Sonne Licht,
noch sind die Morgenglocken nicht
im finstern Tal erklungen.

Wie still des Waldes weiter Raum!
Die Vöglein zwitschern nur im Traum,
kein Sang hat sich erschwungen.

Ich hab mich längst ins Feld gemacht
Und habe schon das Lied erdacht
Und hab es laut gesungen.

Ludwig Uhland 1787-1862
Josef Gersbach 1787-1830

Es tagt

Es tagt, der Sonne Morgenstrahl weckt alle Kreatur.
Der Vögel froher Frühchoral begrüßt des Lichtes Spur.
Es singt und jubelt überall. Erwacht sind Wald und Flur.

Wem nicht geschenkt ein Stimmelein zu singen froh und frei,
mischt doch darum sein Lob darein mit Gaben mancherlei
und stimmt auf seine Art mit ein, wie schön der Morgen sei.

Zuletzt erschwingt sich flammengleich mit Stimmen laut und leis
Aus Wald und Feld, aus Bach und Teich, aller Schöpfung Kreis
Ein Morgenchor, an Freude reich, zu Gottes Lob und preis.

Worte, Weise und Satz Werner Gneist

Wachet auf, wachet auf, es krähte der Hahn!
Die Sonne betritt ihre goldene Bahn.

Wach auf, wach auf, du Handwerksgesell,
du hast so lang geschlafen;
da draußen, da singen die Vöglein so hell,
der Fuhrmann lärmt auf der Straßen.

Was gehen mich die Vöglein an
Und was des Fuhrmanns Klatschen?
Ich bin ein freier Handwerksgesell,
ich wandre auf freier Straßen.

Aus Westfalen

Morgen

Die Sonn erwacht! Mit ihrer Pracht
Erfüllt sie Berge, das Tal.
O Morgenluft, o Waldesduft,
o goldener Sonnenstrahl.

Der Vögel Chor jauchzt froh empor
Im Feld und auf sonnigen Höhn,
im Morgentau glänzt Wald und Au:
wie ist doch die Welt so schön.

Mit Sing und Sang die Welt entlang!
Wir fragen woher nicht, wohin.
Es breibt uns fort von Ort zu Ort
Mit freiem, mit fröhlichem Sinn.

Aus „Preciosa“ von Karl Maria von Weber 1786-1826

Morgenlied eines Bauern

Da kommt die liebe Sonne wieder, da kommt sie wieder her!
Sie schlummert nicht und wird nicht müde und läuft doch immer sehr.

Von ihr kommt Segen und Gedeihen, sie macht die Saat so grün,
sie macht das weite Feld sich neuen und meine Bäume blühn.

Und meine Kinder spielen drunter und tanzen ihren Reihn,
sind frisch und rund und rot und munter, und das macht all ihr Schein.

Gott in dem blauen Himmel droben, Gott denn belohn es dir!
Ich aber will im Herzen loben von deiner Güt und Zier.

Matthias Claudius 1740-1815
Weise und Satz Karl Marx

Jeden Morgen geht die Sonne auf

Jeden Morgen geht die Sonne auf in der Wälder wundersamer Runde.
Und die schöne scheue Schöpferstunde, jeden Morgen nimmt sie ihren Lauf.

Jeden Morgen aus dem Wiesengrund haben weiße Schleier sich ins Licht,
uns der Sonne Morgengang zu künden, ehe sie das Wolkentor durchbricht.

Jeden Morgen durch des Waldes Hall’n hebt der Hirsch sein mächtiges Geweih,
der Pirol und dann die Vöglein stimmen an die große Melodei.

Hermann Claudius
Weise und Satz Karl Marx

Der Wächter

Der Wächter auf dem Türmlein saß und rief mit heller Stimme:
Ist noch einer da, der im Schlummer leit, er steh nur auf,
es ist nun Zeit, der Tag hat sich gezeiget, (gezeiget).

Die Amseln singen schon im Grund, im Tal die Bächlein springen.
Der junge Morgen tut sich kund, da wollen wir mit Herz und Mund
Dem Schöpfer Lob darbringen, (darbringen).

Jetzt fangt das Tagwerk fröhlich an und reget eure Hände!
Ein tapfres Herz, ein frischer, froher Mut macht alle Dinge
Hell und gut, drum reget eure Hände, (eure Hände)!

Aus Thüringen

Aus den hellen Birken

Aus den hellen Birken steigt schon die Sonn entgegen,
ruft die stillen Felder wach und kündet Gottes Segen.

Droben aus dem Walde tönt schon der Vögel Schalle,
grüßt den Tag viel tausendmal und euch, ihr Menschen alle.

C. Bresgen

Lobt unsern Gott

Lobt unsern Gott – rühmet ihn!
Er führt aus Nacht – zum Licht.

Christoph Praetorius geb. 1574

Schön Blümelein

Ich bin hinausgegangen, des Morgens in der Früh,
die Blümlein täten prangen, ich sah so schön sie nie.
Wagt ein’s davon zu pflücken, weil mir’s so wohl gefiel,
doch als ich mich wollt bücken, sah ich ein lieblich Spiel.

Schmetterling und Bienen, die Käfer, hell und blank,
die mussten all ihm dienen bei fröhlichem Morgensang,
und scherzten viel und küssten das Blümelein auf den Mund,
und trieben’s nach Gelüsten wohl eine ganze Stund.

Wie sie so erzeiget ihr Spiel die Kreuz und Quer,
hat’s Blümlein sich geneiget mit Freuden hin und her,
da hab ich’s nicht gebrochen, es wär ja morgen tot,
ich habe nur gesprochen: Ade, Blümlein rot!
Und Schmetterling und Bienen, die Käfer hell und blank,
die sangen mit frohen Mienen mir einen schönen Dank.
Schönen Dank.

Robert Reinick 1805-1852
Robert Schumann 1810-1856

 

 

Lieder zum Abend und zur Nacht

Müde bin ich, geh zur Ruh

Müde bin ich, geh zur Ruh,
schließe meine Augen zu;
Vater, lass die Augen dein,
über meinem Bette sein!

Hab ich Unrecht heut getan,
sieh es, lieber Gott nicht an!
Deine Gnad und Jesu Blut
Mach ja allen Schaden gut.

Alle die mir verwandt
Gott, lass ruhn in deiner Hand!
Alle Menschen, groß und klein,
sollen dir befohlen sein.

Kranken Herzen sende Ruh,
nasse Augen schließe zu;
lass den Mond am Himmel stehn
und die stille Welt besehn.

Aus dem Jahr 1817 – Text von Luise Hensel

Weißt du, wieviel Sternlein stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wie viel Wolken gehen,
weithin über alle Welt?
Gott, der Herr, hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet
an der ganzen großen Zahl,
an der ganzen großen Zahl.

Weißt du, wie viel Mücklein spielen
In der heißen Sonnenglut?
Wieviel Fischlein auch sich kühlen
In der hellen Wasserflut?
Gott, der Herr, rief sie mit Namen,
dass sie all ins Leben kamen,
dass sie nun so fröhlich sind,
dass sie …

Weißt du, wie viel Kinder frühe
Stehn aus ihrem Bettlein auf,
dass sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
Seine Lust, sein Wohlgefallen,
kennt auch dich und hat dich lieb,
kennt auch …

Nach einer alten Volksweise

Wer hat die schönschen Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
der hinter unsern Bäumen am Himmel droben thront.

Er kommt am späten Abend, wenn alles schlafen will,
hervor aus seinem Hause zum Himmel leis und still.

Dann weitet er die Schäfchen auf seiner blauen Flur,
denn all die weißen Sterne sind seine Schäfchen nur.

Sie tun sich nichts zu leide, hat eins das andere gern,
wie Schwestern und wie Brüder da oben Stern an Stern.

Wenn ich gen Himmel schaue, so fällt mir immer ein,
o lasst uns auch so freundlich, wie diese Schäfchen sein!

Text von Hoffmann von Fallersleben

Nun wollen wir singen das Abendlied
Und beten, dass Gott uns behüt.

Es weinen viel Augen wohl jegliche Nacht,
bis morgens die Sonne erwacht.

Es wandern viel Sterne am Himmelsrund,
wer sagt ihnen Fahrweg und Stund?

Dass Gott uns behüt, bis die Nacht vergeht,
kommt, singet das Abendgebet!

Aus dem Odenwald

Kinderliederbuch

Schlafe, mein Prinzchen

Schlafe, mein Prinzchen, es ruhn
Schäfchen und Vögelchen nun:
Garten und Wiesen verstummt,
auch nicht ein Bienchen mehr summt.
Luna mit silbernem Schein,
gucket zum Fenster herein;
schlafe beim silbernen Schein!
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein!
Schlaf ein, schlaf ein!
Schlaf ein, schlaf ein!

Alles im Schlosse schon liegt,
alles in Schlummer gewiegt:
Reget kein Mäuschen sich mehr,
Keller und Küche sind leer,
nur aus der Hofe Gemach
tönet ein schmachtendes „Ach!“
Was für ein Ach mag das sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
Schlaf ein, schlaf ein, schlaf ein!

Wer ist beglückter als du?
Nichts als Vergnügen und Ruh!
Spielwerk und Zucker vollauf
Und noch Karossen im Lauf,
alles besorgt und bereit,
dass nur mein Prinzchen nicht schreit.
Was wird da künftig erst sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein!
Schlaf ein, schlaf ein, schlaf!

Text unbekannter Herkunft, wahrscheinlich Anfang des 18. Jahrhunderts. Melodie vermutlich von Dr. Erich Fliess, einem Berliner Arzt, im Jahre 1796 komponiert.

Sie gehen da hin und her zerstreut

Ich sehe oft um Mitternacht,
wenn ich mein Werk getan,
und niemand mehr im Hause wacht,
Stern am Himmel an.

Sie gehen da hin und her zerstreut,
als Lämmer auf der Flur.
In Rudeln auch und aufgereiht,
wie Perlen an der Schnur.

Und funkeln alle weit und breit
Und funkeln rein und schön;
Ich seh die große herrlichkeit
Und kann nicht satt mich sehn.

Dann saget unterm Himmelszelt
Mein Herz mir in der Brust:
Es gibt was Bessres in der Welt,
als all ihr Schmerz und Lust.

Ich werf mich auf mein Lager hin
Und liege sanft und wach
Und suche es in meinem Sinn
Und sehne mich danach.

Text Matthias Claudius

Ach, was wird mein Schätzel denken?

Stehn zwei Stern am hohen Himmel,
leuchten heller als der Mond;
leuchten so hell, leuchten so hell,
leuchten heller als der Mond.

Ach, was wird mein Schätzel denken,
weil ich bin so weit von ihr?

Gerne wollt ich zu ihr gehen,
wenn der Weg so weit nicht wär.

Gerne wollt ich ihr was schenken,
wenn ich wüsst, was recht sollt sein.

Gold und Silber, Edelstein,
schönster Schatz, gelt, du bist mein.

Ich bin dein, du bist mein,
ach, was kann denn schöner sein?

Aus dem Odenwald

Guter Mond, du gehst so stille

Guter Mond, du gehst so stille,
in den Abendwolken hin,
bist so ruhig, und ich fühle,
dass ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke
deiner stillen heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
dass ich dir nicht folgen kann!

Guter Mond, dir darf ich’s klagen,
was mein banges Herze kränkt,
und an wen mit bittern Klagen
die betrübte Seele denkt!
Guter Mond, du sollst es wissen,
weil du so verschwiegen bist,
warum meine Tränen fließen,
und mein Herz so traurig ist.

Dort in jenem kleinen Tale,
wo die dunkeln Bäume stehn,
nah bei jenem Wasserfalle
wirst du eine Hütte sehn!
Geh durch Wälder, Bach und Wiesen.
Blicke sanft durch’s Fenster hin,
so erblickest du Elisen,
aller Mädchen königin.

Nicht in Gold und nicht in Seide
Wirst du dieses Mädchen sehn;
Nur im schlichten netten Kleide
Pflegt mein Mädchen stets zu gehen,
nicht vom Adel, nicht vom Stande,
was man sonst so hoch verehrt,
nicht von einem Ordensbande
hat mein Mädchen seinen Wert.

Nur ihr reizend gutes Herze
Macht sie liebenswert bei mir;
Gut im Ernste, froh im Scherze,
jeder Zug ist gut an ihr;
ausdrucksvoll sind die Gebärden,
froh und heiter ihr Blick;
kurz, von ihr geliebt zu werden,
scheint mir das größte Glück.

Mond, du Freund der reinen Triebe,
schleich dich in ihr Kämmerlein;
sage ihr, dass ich sie liebe,
dass sie einzig und allein
mein Vergnügen, meine Freude,
meine Lust, mein alles ist,
dass ich gerne mit ihr leide,
wenn ihr Aug in Tränen fließt.

Dass ich aber schon gebunden,
und nur, leider! Zu geschwind
meine süßen Freiheitsstunden
schon für mich verschwunden sind;
Und dass ich nicht ohne Sünde
Lieben könne in der Welt
Lauf und sag’s dem guten Kinde,
ob ihr diese Lieb gefällt.

Aus dem 18. Jahrhundert

Bim, baum

Bim! Baum! Glocken läuten.
Schwebende Klänge vom Waldessaum
Wiegen und singen die Welt in Traum.

Hermann Stephani geb. 1877

Des Mondes Reisegesellen

Und die Sonne machte den weiten Ritt,
den weiten Ritt um die Welt.
Und die Sternlein sprachen:
„Wir reisen mit, wir reisen mit, um die Welt.“
Und die Sonne, sie schalt sie: „Ihr bleibt zu Haus,
denn ich brenn euch die goldenen Äuglein aus
bei dem feurigen Ritt um die Welt.

Und die Sternlein gingen zum lieben Mond,
zum lieben Mond in der Nacht,
und sie sprachen: Du, der auf Wolken thront,
auf Wolken thront in der Nacht,
lass uns wandeln mit dir, denn dein milder Schein,
er verbrennt nimmer die Äugelein.“
Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.

Nun willkommen, Sternlein und lieber Mond,
du lieber Mond in der Nacht.
Ihr versteht, was still in dem Herzen wohnt,
im Herzen wohnt in der Nacht.
Kommt und zündet die himmlischen Lichter an,
dass ich lustig mitschwärmen und –spielen kann
In den freundlichen Spielen der Nacht!

Ernst Moritz Arndt 1789-1860

Wiegenlied

Schlafe, schlafe, holder süßer Knabe, leise wiegt dich deiner Mutter Hand,
sanfte Ruhe, milde Labe bringt dir schwebend dieses Wiegenband.

Schlafe, schlafe in der Flaumen Schoße, noch umtönt dich lauter Liebeston,
eine Lilie, eine Rose, nach dem Schlafe werd sie dir zum Lohn.

Schlafe, schlafe, holder, süßer Knabe, leise wiegt dich deiner Mutter Hand,
sanfte Ruhe, milde Labe bringt dir schwebend dieses Wiegenband.

Matthias Claudius 1740-1814
Franz Schubert 1797-1828

Wiegenlied

Guten Abend, gut Nacht, mit Rosen bedacht,
mit Näglein besteckt, schlupf unter die Deck:
Morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt,
morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt.

Guten Abend, gut Nacht, von Englein bewacht,
die zeigen im Traum, dir Christkindleins Baum:
Schlaf nun selig und süß,
schau im Traum s Paradies,
schlaf nun selig und süß,
schau im Traum s Paradies.

Die zweite Strophe wurde von Georg Scherer (1828-1909) zu einem alten Vers unbekannter Herkunft hinzugedichtet.
Melodie von Johannes Brahms 1833-1897

Wiegenlied

Gut Nacht, gut Nacht, mein feines Kind, gut Nacht, schlaf wohl, mein Kind!
(Gut Nacht, gut Nacht, mein feines Kind, gut Nacht, schlaf wohl, mein Kind!)
Dass dich die Englein hüten all, die in dem schönen Himmel sind.
Gut Nacht, gut Nacht, mein feines Kind, schlaf wohl in Nächten lind!

Es singt im Busch die Nachtigall im klaren Mondenschein.
(Es singt im Busch die Nachtigall im klaren Mondenschein.)
Der Mond schaut in das Fenster dir, guckt in dein stilles Kämmerlein.
Gut Nacht, gut Nacht mein liebes Kind, gut Nacht, mein Kindelein.

Bei Friedrich Silcher 1789-1860

Verstohlen geht der Mond auf

Verstohlen geht der Mond auf,
blau, blau, Blümelein,
durch Silberwölkchen geht sein Lauf.
Rosen im Tal, Mädel im Saal,
o schönste Rose.

Er steigt die blaue Luft hindurch,
blau, blau Blümelein,
bis dass er schaut auf Löwenburg.

O schaue, Mond, durchs Fensterlein,
blau, blau Blümelein.
Schön Trude lock mit deinem Schein!

Und siehst du mich, und siehst du sie,
blau, blau Blümelein,
zwei treu’re Herzen sahst du nie.

Text von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio in Anlehnung an ein rheinisches Flachsarbeiterlied.
Die Melodie – eine alte Volksweise, hat Johannes Brahms als Thema für seine Klaviersonate op. 1 verwendet und später auch in seine „Deutschen Volkslieder“ (1894) aufgenommen.

Zum Abend

Nacht bricht an, unser Tagwerk ist getan,
bis der Morgen wieder lacht, gute Nacht, gute Nacht!

Karl Marx


Abendstille überall, nur am Bach die Nachtigall
Singt ihre Weise klagend und leise durch das Tal.

Thomas Laub 1852-1927



Gute Nacht! Nun ruhet bis der Tag erwacht
Und die helle Morgensonne euch anlacht.

England


Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget.

Lukas 24.29 – Volkstümlich


O du stille Zeit!

O du stille Zeit! Kommst, eh wir’s gedacht,
über die Berge weit, über die Berge weit,
gute Nacht.

In der Einsamkeit rauscht es nun so sacht.
Über die Berge weit, gute Nacht.

Nach J. v. Eichendorff 1788-1857

Abendlied

Der Mond ist aufgegangen,
die güldnen Sternlein prangen,
am Himmel hell und klar,
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget,
der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold,
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer,
verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Lustgespinnste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, lass dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs trauen,
nicht Eitelkeit uns freun:
Lass uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein.

So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder,
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns Gott mit Strafen,
und lass uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbar auch!

Matthias Claudius 1740-1815
Johann Abraham Peter Schulz 1747-1800

Wächterruf

Hört, ihr Herrn, und lasst euch sagen:
Unsre Glock hat zehn geschlagen!
Zehn Gebote setzt Gott ein,
gib, dass wir gehorsam sein!
Menschenwachen kann nichts nützen,
Gott muss wachen, Gott muss schützen.
Herr, durch deine Güt und Macht
Gib uns eine gute Nacht!

Hört, Ihr Herrn, und lasst euch sagen:
Unsre Glock hat elf geschlagen!
Elf Apostel blieben treu,
einer trieb Verräterei.
Menschenwachen kann nichts nützen.
Gott muss wachen, Gott muss schützen.
Herr, durch deine Güt und Macht
gib uns eine gute Nacht!

Hört, ihr Herrn und lasst euch sagen:
Unsre Glock hat zwölf geschlagen!
Zwölf, das ist das Ziel der Zeit,
Mensch bedenk die Ewigkeit!
Menschenwachen kann nichts nützen.
Gott muss wachen, Gott muss schützen.
Herr, durch deine Güt und Macht
gib uns eine gute Nacht!

Hört, ihr Herrn und alsst euch sagen:
Unsre Glock hat eins geschlagen!
Ist nur ein Gott in der Welt,
ihm sei all’s anheimgestellt.
Alle Sternlein müssen schwinden,
und der Tag will sich einfinden.
Danket Gott, der uns die Nacht
Hat so väterlich bewacht!

17. Jahrhundert

Abend

Abend wird es wieder, über Wald und Feld
Säuselt Frieden nieder und es ruht die Welt.

Nur der Bach ergießet sich am Felsen dort,
und er braust und fließet immer, immer fort.

Und kein Abend bringet Frieden ihm und Ruh,
keine Glocke klinget ihm ein Rastlied zu.

So in deinem Streben bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben wahre Abendruh.

Hoffmann v. Fallersleben 1798-1874
Chr. R. Rinck 1770-1846

Sandmännchen

Die Blümelein all schlafen schon längst im Mondenschein,
sie nicken mit den Köpfchen auf ihren Stängelein.
Es rüttelt sich der Blütenbaum, er säuselt wie im Traum:
Schlafe, schlafe, schlafe, du mein Kindlein, schlafe ein!

Die Vögelein, sie sangen so süß im Sonnenschein,
sind nun zur Ruh gegangen in ihre Nestchen klein,
das Heimchen in dem Ährengrund, es tut allein sich kund:
Schlafe, schlafe, schlafe, du mein Kindlein.

Sandmännchen kommt geschlichen und guckt durchs Fensterlein,
ob irgend noch ein Liebchen nicht mag zu Bette sein,
und wo es nur ein Kindchen fand, streut es ins Aug ihm Sand:
Schlafe, schlafe, schlafe, du mein Kindlein, schlafe ein!

Wort und Weise: W. v. Zuccalmaglio 1803-1869

Abendsegen

Der Tag hat seinen Schmuck auch heute weggetan,
es ziehet nun die Nacht die braunen Kleider an
und deckt die Welt in guter, stiller Ruh
mit ihren Schatten zu.

Nun dir befehl ich mich, du angenehme Nacht,
und wenn das Morgengold am frühen Himmel lacht,
so werde doch dem herzen das geschenkt,
worauf es schlafend denkt.

Karl Maria von Weber 1726-1826

 

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