Urlaub 2008

Muhr am See und der Altmühlsee

23. Juni

Nach unserer Ankunft in Cronheim und der Beschlagnahme unseres Domizils für die nächsten zwei Wochen, ließen wir uns dort häuslich nieder. Als alles ausgepackt und an Ort und Stelle war, machten wir uns frisch und wollten das Städtchen Muhr am See aufsuchen. Aus Prospekten, die im Zimmer auslagen, hatten wir Einiges über diesen Ort erfahren und waren schon richtig neugierig.

Auf dem Balkon sichte ich was es anzusehen gibt:

Aber … wie hinkommen? Es schien alles ein wenig verzwickt zu sein, das stellten wir die gesamte Urlaubszeit staunend fest. Die B 466 und auch die B 13 spielten die Verteiler zu weiteren Straßen und Orten. Wie froh waren wir an unserem Navigationsgerät. Entspannt saßen wir im Auto und die Frauenstimme führte uns zum gewählten Ziel.

Bereits am Ortseingang von Muhr faszinierte uns ein Kirchturm, der bewohnt war. Sofort mussten wir das im Bild festhalten und Otto schoss einige Fotos:

 

Dann ließ uns der Hunger die Hauptstraße entlang fahren. Die erste Wirtschaft war wegen Ferien geschlossen, die zweite hatte ebenfalls zu. Eine Pizzeria schien uns nicht sehr vertrauenerweckend. Mitten im Ort bei einem riesigen Kastanienbaum entdeckten wir Tisch und Stühle und auch die Türe ins Innere stand offen. Der Wirt war damit beschäftigt, das Mobiliar zu säubern. Wir schnell rein ins kleine und gemütliche Lokal. Als wir nach einer warmen Mahlzeit fragten, war das kein Problem. Ungewohnt riesige Portionen zu essen, durften wir uns auch eine kleinere bestellen. Auf einem länglichen ziemlich großen Teller hatte die Wirtin vier Cevapcici, mit einer Portion Reis – abgeschmeckt mit Paprika und weiteren Leckereien – Pommes und Salat, sowie etwas Gurke, Tomate und Radieschen arrangiert. Das schmeckte köstlich und wir waren mehr als satt.
Beim nächsten Besuch erfuhren wir, dass die Wirtsleute aus Kroatien stammen, aber schon lange in Deutschland wären. Wir wurden uns mit der Zeit sehr vertraut, denn insgesamt suchten wir das Lokal fünf Mal auf. Beim Abschied bekamen wir noch eine Gulaschsuppe serviert, die ich so gut noch nie gegessen hatte. Einfach so … wurde sie uns von der Frau mit etwas Weißbrot auf den Tisch gestellt. Die Herzlichkeit überwältigte uns und wir mussten uns kurz vor der Abfahrt vertrauensvoll umarmen.

Gegenüber dieser kleinen Wirtschaft befand sich ein Brunnen. Oft saßen wir beim Abendessen wegen des herrlichen Wetters draußen und lauschten dem friedlichen und etwas einschläfernden Geplätscher.



Nachdem wir uns nunmehr gestärkt hatten, fuhren wir zurück zu St. Jakobus – der evangelischen Kirche – mit Storchennest

Rosen im Eingangsbereich

Ein Kreuz im Friedhof

St. Jakobus - Innenraum

 

Anschließend besuchten wir St. Johannis – eine weitere evangelische Kirche

St. Johannis - Innenraum

St. Johannis - Orgel

 

Warum zwei Kirchen in einem so winzigen Ort?
Bis 1976 gab es zwei selbständige Ortschaften Altenmuhr und Neuenmuhr.
Durch die Gebietsreform wurde der jeweiligen Eigenständigkeit der politischen Gemeinden ein Ende gesetzt.
Im kirchlichen Leben ist diese Zusammenlegung nicht mitvollzogen worden und deshalb gibt es bis zum heutigen Tag noch zwei evang. Kirchengemeinden, mit je einer eigenen Kirche, wie es durch die Jahrhunderte vorher der Fall war.

St. Jakobus ist die Kirche des ehemaligen Ortes Neuenmuhr. Sie wurde bereits in einer Zeit, als sich im Fränkischen die Reformation schon durchgesetzt hatte, als evang. Gotteshaus errichtet. Der Bau fällt in die Zeit des beginnenden Dreißigjährigen Krieges. Seine langen Schatten waren im Altmühltal noch nicht im Maß späterer Jahre spürbar, sodass am 25.7. 1622, dem Jakobstag, die Kirche nach vierjähriger Bauzeit eingeweiht werden konnte.
Wie viele Bauwerke hat auch diese Kirche einiges an Umbauten erlebt.
1831 wurde der bis dahin achteckige Turm abgebrochen und quadratisch wieder aufgebaut.
1747 wurde der Innenraum mit einer zusätzlichen Empore an der Nordwand versehen.
1964-66 erfolgte eine große Instandsetzung und
die letzte Außenrenovierung 1992/93.
1999 wurde eine gründliche Innenrenovierung durchgeführt, dabei wurde die Orgel mit zwei neuen Registern versehen.

Im Chorbogen befindet sich eine Bauinschrift (links vom Taufstein):

Tausent sechshundert zwanzig zwen
der Christen Jarzal was
als die Kirch man bauet new
fragstu wer stiftet das
Jochim Christoph von Lentersheim
ein Held bereit dem Herrn
der Christus trug im Herzen sein
baut ihm dies Haus zu Ehren
Gott las darin sein Heiligwort
rein predigen allzeit
bis Lehrer und Zuhörer dort
erben die Seligkeit.

Der Taufstein sagt:
Gott will mit uns zu tun haben. Vom Anfang unseres Lebens bis zu seinem Ende.
Der Stein selbst stammt aus dem Jahr 1881

Der Altar macht deutlich, an wessen Tisch wir Gäste sind.
Über dem Tisch erhebt sich überlebensgroß das Kreuz mit der Christusfigur.
In die Mitte gerückt ist, was im Zentrum des christlichen Glaubens steht. Kreuz und Korpus stammen aus dem frühen Barock – etwa Ende des 17. Jahrhunderts. Die Jesusfigur trägt eine Krone aus echten Dornen.

Die Kanzel gehört noch zur Urausstattung der Kirche.
Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sind in vier Feldern mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt.

Die Orgel stammt aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, aus dem Jahr 1916.

Auf Konsolen im Chorbogen stehen zwei Figuren. Sie sehen ins Kirchenschiff hinein. Es sind Gestalten aus dem Neuen Testament, zwei Männer, die den Weg Jesu begleitet haben.
Der eine ist Johannes der Täufer. Diese Figur gehörte vermutlich zum Deckel des alten Taufsteins aus dem Jahr 1781.
Der andere ist Jakobus, genannt „Der Ältere“, einer der Jünger. Nach ihm hat die Kirche ihren Namen. Diese Figur wurde 1966 anlässlich der Wiedereinweihung der Kirche nach der letzten großen Innenrenovierung gestiftet.

Die in der Kirche vorhandenen Wappen weisen auf das Jahrhunderte die Orte beherrschende Geschlecht derer „von Lentersheim“ hin.

Die Glocken der Kirche. Drei stammen aus dem Jahr 1726, eine vierte kam 1972 hinzu.

Die Daten liegen in der Kirche aus und stammen aus der „Chronik von Muhr“.

 

St. Johannis Kirche
Das älteste Gotteshaus der Siedlung Muhr war wohl eine aus Holzbalken errichtete Kapelle. Die erste Steinkirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. 1467 ein großer Umbau, der Chor wurde erweitert und mit einem Turm versehen.
1723 weitere Änderungen: die ganze Kirche samt Turm wurde erhöht und die gesamte Inneneinrichtung erneuert.
1989-90 wurde eine umfangreiche Innenrenovierung durchgeführt.

Nordportal mit frühgotischer Vorhalle. Hier zieht die Gemeinde bei Festgottesdiensten ein.

Altar wurde im Jahr 1844 gestiftet. Aus dem Barock stammt das Kruzifix. Zu Füßen des Gekreuzigten steht aufgeschrieben, was Christen in dem, was Jesus geschehen ist, erkannt haben:

„Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.“

Die Glasmalereien der Fenster im Chorraum bringen in den Symbolen Kreuz und Anker dieses zum Ausdruck: Glaube an und Hoffnung auf diesen Gott. Szenen aus der Bibel, dem Alten und Neuen Testament, nehmen die Betrachter in die Geschichte Gottes mit seinen Menschen hinein. Nur weniges ist von den gotischen Fresken am Chorgewölbe erhalten.

Die Tür vom Chorraum durch die Sakristei in die Kanzel. Darüber steht geschrieben:
„Rede, Herr, dein Knecht hört!“

1723 bei einem Umbau kam die Kanzel in die Kirche, die letzte Fassung stammt aus dem benachbarten Ort Ornbau, und zwar aus dem Jahr 1861.

Taufstein aus dem Jahr 1860.

Epitaphien – Grabplatten früherer Generationen – meist aus Kalk- oder Sandstein – sind an den Wänden des Raumes und auch außen an der Kirche angebracht. Ihr Alter umfasst die Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Namen und Wappen eines Geschlechts tauchen immer wieder auf: derer „von Lentersheim“.
Zunächst übten sie gemeinsam mit den „Herren von Mur“ die Herrschaft aus, nach dem Aussterben dieser Familie bestimmten sie allein die Geschicke des Ortes, insgesamt an die 500 Jahre bis zum Tod des letzten „Herren von Lentersheim“, im Jahr 1799.

Der Mann mit der Schlange
Neben dem Chorbogen steht auf einer Konsole in luftiger Höhe eine Holzfigur aus dem 18. Jahrhundert. Es ist Mose mit der „Ehernen Schlange“ – doch ist auch die Bezeichnung „Johannesfigur“ geläufig. Wie es zu dieser Namensdoppelung kam, ist kaum zu sagen, doch verweist der Name „Johannes“ auf den Namenspatron der Kirche „St. Johannis“. Die Kirche ist also nach Johannes dem Täufer benannt.

Die Orgel
Auf der ersten Empore zur Rechten hat sie, nachweislich seit 1745, ihren Platz. Viele Veränderungen hat sie erlebt und im Jahr 1990 eine Generalinstandsetzung.

Die Glocken
stimmen klangvoll zusammen. Eine stammt aus dem Jahr 1743, die andere von 1802, zwei aus dem Jahr 1978.

 

Und dann wollten wir an den Altmühlsee. Da wir aber vorher schon wegen einer Umleitung in den schmalen Gässchen im Kreis fuhren, begaben wir uns an den Ortsrand und gelangten zufällig nach Streudorf, einer kleinen Ortschaft. Dort führten einige Sackgassen nach links und als wir einer folgten, konnten wir das Auto abstellen und nach etwa 20 Metern standen wir am See.

Links eine idyllische Halbinsel

 

Rechts ein Teil der Weite des Sees

 

Begeistert waren wir von einigen Graugänsen, die sehr zutraulich und an Menschen gewöhnt schienen. Oft mussten die zahlreichen Radfahrer absteigen oder um diese Tiere herumfahren. Natürlich musste das Federvieh fotografiert werden. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass wir über die Menge dieser Tiere am Altmühlsee noch mehr als überrascht sein würden.

zurück zur Urlaubs-Übersicht                   zurück zur Urlaubs-Übersicht 2008                 zurück zur Hauptseite

zum Seitenanfang