Lieder über Berufe

Die neuen Beiträge immer am Ende der Seite

Übersicht

Die Wochentage

Bergmannslied

Schäfer, sag, wo tust du weiden?

Trara, das tönt wie Jagdgesang

Der Jäger längs dem Weiher ging

 Die Maurer - Und wenn das Glöcklein fünfmal schlägt

Glück auf!

Trara!

Der Zimmermann

Es gingen drei Jäger wohl auf die Pirsch

Der Bäckergeselle

Der Bauer

Ruf der Hirten

Wollen wir, wollen wir

Der Schreiner

Der Wildschütz Jennerwein

Das Bauen

Mein Handwerk fällt mir schwer

Im Walde

Der Besenbinder

Und als die Schneider Jahrstag hatt’n

Der Islandfischer

Es war ein fauler Schäfer

Ein Jäger aus Kurpfalz

Ein Musikant aus Schwabenland

Der Jäger in dem grünen Wald

Der Weber

Der fröhliche Bauer

Zum fröhlichen Jagen

Der Bauer

Hussasa!

Ein Schneider fing ‚ne Maus

Der Schäfer

Der furchtsame Jäger

Der Wildschütz

Schneidri- schnadra

Ja, der bergsche Fuhrmann

Fruh, fruh,

Zwei Musikanten

Des Schneiders Höllenfahrt

Ein Seemann leidet große Not

Wir sind alle Brüder

Es blies ein Jäger wohl in sein Horn

Das Grindelfest

Silber, Gold und Erzelein

Im Wald und auf der Heide

Der Fuhrknecht

Das Buchdruckerlied

Droben im Oberland

Frisch auf, ihr Matrosen!

Ich hoble hin und her

Das Scherenschleiferlied

Der Steiger kommt

Die Gärtnerin

Das Nachtwächterlied

Der Leineweber

Der Fischer

Der Jäger in dem grünen Wald - erweitere Version

Die Wochentage

Am Sonntag, am Sonntag, da isst der Meister Bohne,
und was ein jeder hat getan, das will der Meister lohne.
Heid – li – dum, was soll das sein?
Und lustig müss’n wir Bursche sein,
Kü – ratsch – jo, Plü – matsch – jo!

Am Montag, am Montag, da schlaf ich bis um viere,
da kommt ein lustger Spielgesell, da gehen wir zu Biere.

Am Dienstag, am Dienstag, da schlaf ich bis um zehne,
und wenn mich dann der Meister weckt, dreh ich mich um und gähne.

Am Mittwoch, am Mittwoch, da ist die Mitt’ der Wochen,
da hat der Meister ‚s Fleisch verzehrt, behalt er auch die Knochen.

Am Donnerstag, am Donnerstag, da ist es gut zu spassen,
da nehm ich`s schwarzbraun Mägdelein und geh mit auf der Gassen.

Am Freitag, am Freitag, da kommts Gewerk zusammen,
da ess ich drin zum Abendbrot die schönste Butterbamme.

Am Sonnab’nd, am Sonnab’nd, da ist die Woch’ zu Ende,
da geh ich zur Frau Meisterin und hol mir ‚n reines Hemde.

Aus Pommern

Bergmannslied

Glück auf! Ihr Bergleut jung und alt,
seid frisch und wohlgemut!
Erhebet eure Stimme bald,
es wird noch werden gut.
Gott hat uns einst die Gnad gegebn,
dass wir vom edlen Bergwerk leben,
drum singt mit uns der ganze Hauf:
Glück auf, Glück auf, Glück auf!

Glück auf, dem Steiger sei’s gebracht,
sein Anbruch werde schön,
dass er den Leuten Freude macht,
die es gerne sehn,
wenn man ihn’n schöne Erze zeigt,
an Silber und an Bleien reich,
dann ruft mit ihm der ganze Hauf:
Glück auf, Glück auf, Glück auf!

Text und Weise aus dem Harz

Schäfer, sag, wo tust du weiden?
„Draußen im Feld auf grüner Heiden.“
Draußen im Feld auf grüner Heiden
Tun die lust’gen Schäfer weiden.
Und ich sag, es bleibt dabei:
lustig ist die Schäferei.

Schäfer, sag, wann fährst in Klee?
„Wann ich keinen Bauern seh.“
Wann ich keinen Bauern seh,
fahr ich hurtig in den Klee.
Und ich sag …

Schäfer, sag, was willst du essen?
„Saure Würst und span’schen Pfeffer.“
Saure Würst und span’schen Pfeffer,
nun die lust’gen Schäfer essen.
Und ich sag …

Schäfer, sag, was willst du trinken?
„Roten Wein und Zucker drinnen.“
Roten Wein und Zucker drinnen
Tun die lust’gen Schäfer trinken
Und ich sag …

Schäfer, sag, wo tust du tanzen?
„Im Wirtshaus bei den Musikanten.“
Im Wirtshaus bei den Musikanten
Tun die lust’gen Schäfer tanzen.
Und ich sag …

Schäfer, sag, wo tust du schlafen?
„Draußen im Pferch bei meinen Schafen.“
Draußen im Pferch bei ihren Schafen,
tun die lust’gen Schäfer schlafen.
Und ich sag …

Aus Franken

Trara, das tönt wie Jagdgesang,
wie wilder und fröhlicher Hörnerklang,
wie Jagdgesang, wie Hörnerklang:
Tra-ra, tra-ra, tra-ra!

Ludwig van Beethoven

Der Jäger längs dem Weiher ging. Lauf, Jäger lauf!
Die Dämmerung den Wald umfing.
Lauf, Jäger lauf, Jäger lauf, lauf, lauf,
mein lieber Jäger, guter Jäger lauf, lauf, lauf,
mein lieber Jäger lauf, mein lieber Jäger lauf!

Was raschelt in dem Grase dort? …
Was flüstert leise fort und fort?

Was ist das für ein Untier doch? …
Hat Ohren wie ein Bocksberg hoch!

Das muss fürwahr ein Kobold sein! …
Hat Augen wie Karfunkelstein!

Der Jäger furchtsam um sich schaut …
Jetzt will ich’s wagen – o, mir graut!

O Jäger, lass die Büchse ruhn …
Das Tier könnt dir ein Leides tun!

Der Jäger lief zum Wald hinaus, …
Verkroch sich flink im Jägerhaus.

Das Häschen spielt im Mondenschein, …
Ihm leuchten froh die Äugelein.

Vom Niederrhein

Und wenn das Glöcklein fünfmal schlägt,
unsre Arbeit sich bewegt.
Tun wir auf den Bau hinlaufen,
tun auch unsre Kell eintauchen,
tauchen in den Mörtel ein,
denken ‚s wär der beste Wein.

Und wenn es kommt zur Frühstückszeit
ist der Kaffee schon bereit.
Ei, so trinken wir in Massen
eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Tassen
Nach dem rechten Lob und Preis:
Lustig ist, was Maurer heißt!

Und wenn es kommt zur Mittagszeit,
ist das Essen schon bereit.
Greifen wir nach Gabel und Messer,
fangen tapfer an zu essen,
dass dem Meister wird angst und bang:
„Ach, Gesell’n, esst nicht so lang!“

Aus Schlesien

Glück auf!

Glück, Glück auf! Der Steiger kommt.
Er hat sein Grubenlicht,
er hat sein Grubenlicht,
er hat sein Grubenlicht schon angezündt.

Schon angezündt, es gibt ein Schein
Und hiermit fahren wir,
und hiermit fahren wir,
und hiermit fahren wir ins Bergwerk hinein.

Ins Bergwerk nein, wo Bergleut sein,
graben das Silber,
graben das Silber,
graben das Silber aus Felsenstein.

Aus Felsenstein graben sie das Gold,
dem schwarzbraun’n Mägdelein,
dem schwarzbraun’n Mägdelein,
dem sind wir hold.

Franken und Glatzer Land

Trara!

Trara, das tönt wie Jagdgesang, wie wilder und fröhlicher Hörnerklang,
wie Jagdgesang, wie Hörnerklang: Trara, trara, trara!

Trara! So blasen die Jäger, trara, trara!
Wenn sie durchziehen den grünen Wald, trara, trara!

Der Zimmermann

Mein Handwerk fällt mir schwer,
drum lieb ich’s noch viel mehr,
es freuet mich von Herzen,
es bringt mir keine Schmerzen.
Mein Handwerk fällt mir schwer,
drum lieb ich’s noch viel mehr.

Den Sommer in dem Wald,
wo unsre Axt erschallt,
des Meisters Geld tut klingen,
die Nachtigall tut singen.
Da spür ich nichts, als Lust
in meiner Herzensbrust.

Die Schnur, die ziehn wir auf
Nach rechtem Handwerksbrauch.
Den Zirkel zum Abstechen,
den Zollstock zum Abmessen,
die rechte Höh und breit,
die Läng ist auch dabei.

Wo kommen Kirchen her,
ja Schlösser noch vielmehr?
Schiffbrücken auf den Flüssen,
die wir aufschlagen müssen?
Zu Wasser und zu Land
Ist unser Werk im Stand.

Ist nun ein Bau vorbei,
so gibt’s auch Schmauserei,
gut’s Essen und gut’s Trinken,
gebackne Fisch und Schinken,
gut Bier und kühlen Wein,
da wolln wir lustig sein.

 Aus Franken

Es gingen drei Jäger wohl auf die Pirsch,
sie wollten erjagen den weißen Hirsch.
Sie legten sich unter den Tannenbaum,
da hatten die drei einen seltsamen Traum.

Der Erste spricht:
Mir hat geträumt, ich klopf auf den Busch,
da rauschte heraus der Hirsch, husch-husch!
Alle: Husch-husch, husch-husch, husch-husch!

Der Zweite spricht:
Und als er sprang mit der Hunde Gekläff,
da brannte ich ihn auf das Fell, piff-paff!
Alle: Piff-paff, piff-paff, piff-paff!

Der Dritte spricht:
Und als den Hirsch an der Erde ich sah,
da stieß ich mit Lust ins Horn, trara!
Alle: Trara, trara, trara!

So lagen sie da und sprachen die drei.
Da rannte der weiße Hirsch vorbei.
Und eh die drei Jäger ihn recht gesehn,
so war er davon über Täler und Höhn.
Husch-husch! Piff-paff! Tra-la!

Worte Ludwig Uhland
Weise Richard Rudolf Klein aus dem Schulwerk „Kinder musizieren“

Der Bäckergeselle

Ich reit auf einem Rösslein her auf vom Ungarland
und trag ein g’schnürtes Röcklein, ein Hut mit hohem Rand.
Also hat mich im Ungarland, die Sonnenhitz verbrannt,
dass mich herauf am Donaustrand kein Mensch nimmer kennt.

Hätt ich nicht helle Augen, dazu ein lichtes Haar,
so tät manch einer glauben, ich sei von fremder Art.
Doch heb ich an zu schwätzen, merkt’s jeder gleich mir ab:
Du bist kein Metschagger, du bist ein Knöpflesschwab.

Und sitz ich fest im Sattel, da schaun die Mägdlein drein.
„Das ist wohl eine Standsperson, der muss was Fürnehms sein.“
Ja, ja, ich bin gestanden in Theb’ und Temesvar
als Bäckergsell am Backtrog, wohl in die sieben Jahr.

Jetzt steig ich von dem Rösslein und lass das Traben sein,
nun will ich wieder bleiben im Schwabenländle fein.
Und wieder schwäbisch schwätze mit jung und alte Leut,
und Schwabenmädle liebe, des hat noch keinen gereut.

Aus Schwaben

(Metschagger – Madjar – Ungar)

Der Bauer

Schon eilet froh der Ackermann zur Arbeit auf das Feld,
in langen Furchen schreitet er dem Pfluge flötend nach,
in langen Furchen schreitet er dem Pfluge flötend nach,
in langen Furchen schreitet er dem Pfluge flötend nach,
flötend nach, flötend, flötend, flötend nach.

Joseph Haydn 1732-1809

Ruf der Hirten

Ich bin der junge Hirtenknab,
meine Kühe weid ich auf und ab,
wie der muntre Fink im Hagedorn
blas ich froh mein Rindenhorn.
Tu – tu, tu – te-li – lu, tu – tu, tu – te-li – lu.

Meiner Herde Glocken läuten sacht,
und das Echo hinterm Berg erwacht,
und die Heidelerche singt und springt,
weil’s so wunderlieblich klingt.

Wenn der Tag verglüht über Wald und See,
mit meinen Kühn ich heimwärts geh.
Noch von fern mein Horn herüberschallt,
und das Echo auch verhallt.

Aus Finnland

Wollen wir, wollen wir
Häslein jagen im Revier!

Häslein jagen über die Heide,
das ist unsre größte Freude,
Häslein wollen wir jagen gahn.

Über Stock und über Seine,
aber brich dir nicht die Beine,
Häslein wollen wir jagen gahn.

Hei, jetzt springt es über den Graben,
Häslein, Häslein wollen wir haben,
Häselin wollen wir jagen gahn.

Aber Häslein läuft von dannen,
nimmer werden wir es fangen,
nimmer Häslein jagen gahn.

Aus Holland

Der Schreiner

Was wollen wir singen und fangen an?
Von einem Schreinergesell, der seine Arbeit machet
wie es einem jeden gefällt.

Die Schränk und auch die Kommoden,
die Bettladen auch dazu, müssen alle Menschen haben,
wenn sie gut ruhen tun.

Ein Tischchen wollen wir machen,
ein schönes Plättlein darauf.
Mit Blümlein schön gezieret
wie’s der Schreiner ihr Gebrauch.

Wer hat denn das neu frisch Liedchen so hübsch fein erdacht?
Es hat’s ein Schreinergeselle in seiner Ruh gemacht.

Lothringen

Der Wildschütz Jennerwein

Ein stolzer Schütz in seinen schönsten Jahren,
er wurde weggeputzt von dieser Welt.
Man fand ihn erst am neunten Tage,
am hohen Peißenberg, bei Tegernsee.

Am harten Fels hat er sein Blut vergossen,
und auf dem Bauche liegend fand man ihn,
von hinten war er angeschossen,
zerschmettert war das ganze Unterkinn.

Man brachte ihn ins Tal und auf den Wagen,
bei finstrer Nacht ging es sogleich noch fort,
begleitet von den Kameraden,
nach Westerndorf, in sein Lieblingsort.

Und als man ihn dort in den Sarg wollt legen,
und als man g’sagt hat: „Ist jetzt alles gut?“
„O nein!“, sprach einer von den herrn, „o nein!
Auf seiner Brust, da klebt ja frisches Blut!“

 

Dort ruht er sanft im Grabe wie ein jeder,
und wartet stille auf den Jüngsten Tag.
Dann zeigt uns Jennerwein den Jäger,
der ihn von hint, von hint erschossen hat.

Zum Schlusse Dank den Veteranen,
dass sie den Trauermarsch so schön gespielt.
Ihr Jäger lasst euch nur ermahnen,
dass keiner mehr von hinten zielt.

Am Jüngsten Tag da putzt ein jeder,
ja sein Gewissen und auch sein Gewehr.
Und dann marschier’n viel Förster und Jager
Aufs hohe Gamsgebirg, zum Luzifer.

 

Volkslied aus Bayern.
Jennerwein wurde am 6. November 1878 erschossen und in Westerndorf begraben.
An seinem Grabkreuz ist eine Tafel mit der ersten Strophe des Jennerwein-Liedes befestigt.

Das Bauen

Das Bauen ist ein feine Lust.
Dass soviel kost, hab’s nit gewusst,
hab’s nit gewusst, hab’s nit gewusst.

Fritz Henschke 1934

Mein Handwerk fällt mir schwer,
drum lieb ich’s noch viel mehr.
Es freuet mich von Herzen,
es bringt mir keine Schmerzen.
Mein Handwerk fällt mir schwer,
drum lieb ich’s noch viel mehr.

Wo kommen Kirchen her
Und Häuser noch viel mehr?
Die Brücken auf den Flüssen,
die wir aufschlagen müssen?
Zu Wasser und zu Land
Ist unser Werk bekannt.

Ist nun der Bau vorbei,
dann gibt’s ‚ne Schmauserei.
Gut Essen und gut Trinken,
gut Bier und kühlen Wein:
Da kann man lustig sein.

Aus Franken

Im Walde

Es lebe, was auf Erden stolziert in grüner Tracht,
die Wälder und die Felder, die Jäger und die Jagd!
Wie lustig ist’s im Grünen, wenn’s helle Jagdhorn schallt,
wenn Hirsch und Rehe springen, wenn’s blitzt und dampft und nallt!

Es lebe …!
Im Walde bin ich König, der Wald ist Gottes Haus,
da weht sein starker Odem lebendig ein und aus.

Es lebe …!
Drum steig ich nimmer wieder ins graue Dorf hinab,
im Walde will ich leben, im Walde sei mein Grab.

Wilhelm Müller 1794-1827
Konradin Kreutzer 1783-1849

Der Besenbinder

Ich hab mir mein Weizen am Gerg gsät, Berg gsät,
hat mir’n der böhmische Wind verweht, Wind verweht,
hat mir’n der böhmische Wind verweht.

Böhmischer Wind, ich bitt dich schön, bitt dich schön,
lass mir meinen Weizen am Bergl stehn, Bergl stehn.
Lass mir meinen Weizen am Bergl stehn!

Wenn ich kein Geld im Beutel hab, Beutel hab,
geh ich ins Holz, schneid Reiser ab, Reiser ab,
geh ich ins Holz, schneid Reiser ab.

Geh ich nach Haus, mach Besen draus, Besen draus,
krieg ich bald wieder Geld ins Haus, Geld ins Haus,
krieg ich bald wieder Geld ins Haus.

Wenn ich die Besen gebunden hab, bunden hab,
geh ich die Straßen wohl auf und ab, auf und ab:
Leute, wer kauft mir Besen ab?

Bayrisch-böhmischer Wald (1820)

Und als die Schneider Jahrstag hatt’n, da war’n sie alle froh.
Da saßen alle neune, ja neunmalneunzig neune, auf einem Halme Stroh.
„Wer denn?“ – „Die Schneider!“
Schneider ketz, ketz, ketz, ki-le meck, meck, meck, bum, bum, juch-hei-ras-sa!

Und als sie so versammelt war’n, da brauchten sie viel Mut.
Da tranken alle neue, ja neunmal neunzig neune, aus einem Fingerhut.

Und als sie an die herberg kam’n, da konnten sie nicht rein.
Da krochen alle neue, ja neunmal neunzig neune, zum Schlüsselloch hinein.

Und als sie glücklich drinnen war’n, da hielten sie ein’ Schmaus,
da saßen alle neune, ja neunmal neunzig neune, bei einer gebratnen Laus.

Und als sie nun gegessen hatt’n, da hielten sie ein’ Tanz,
da saßen alle neune, ja neunmal neunzig neune, auf einem Ziegenschwanz.

Und als sie nun getanzet hatt’n, da waren sie sehr froh,
da schliefen alle neune, ja neunmal neunzig neune, auf einem Halme Stroh.

Und als sie nun so schliefen, da raschelt eine Maus,
da schlüpften alle neune, ja neunmal neunzig neune, zum Schlüsselloch hinaus.

Der Islandfischer

Wer will mit uns nach Island gehen, den Kabeljau zu fangen
und zu fischen nach Verlangen?
Nach Island, nach Island, hach Island zu,
schon drei und dreißig Fahrten haben wir kein Ruh.

Auf, auf ihr fröhlichen Fischersleut, zum Tanze mit Behagen,
ohne Kummer, ohne Klagen!
Es kommt die Zeit, es kommt die Zeit, wir fahren übers Meer,
wie sind uns noch die Beine vom Tanzen so schwer.

Wenn dann der Wind von Osten weht, der Steuermann am Steuer steht
Und lenkt des Schiffleins Ruder, dann fahren wir, dann fahren wir
Nach Bredefjord, dort werfen wir, dort werfen wir die Angeln über Bord.

Aus Flandern

Es war ein fauler Schäfer,
ein rechter Siebenschläfer,
den kümmerte kein Schaf.

Da ist der Wolf gekommen
Und hat ihm weggenommen
Die Schaf und auch den Schlaf.

Ein Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald,
er schießt das Wild daher, gleich wie es ihm gefallt,
Ju-ja, ju-ja, gar lustig ist die Jägerei
Alllhier auf grüner Heid, allhier auf grüner Heid.

Auf, sattelt mir mein Pferd und legt darauf den Mantelsack,
so reit ich hin und her als Jäger aus Kurpflanz.

Jetzt reit ich nicht mehr heim, bis dass der Kuckuck Kuckuck schreit;
Er schreit die ganze Nacht allhier auf grüner Heid.

Aus Hessen
Volksweise 1763

Ein Musikant aus Schwabenland

Solo: Ich bin ein Musikante und komm aus Schwabenland.
Komm aus Schwabenland:

Alle: Er ist ein Musikante und kommt aus Schwabenland.
Kommt aus Schwabenland.
Ich kann spielen auf meiner Geige: auf meiner Geige
sim sim – se-rim, sim-sim-se-rim, sim-sim-se-rim,
sim-sim-se-rim, sim-sim-se-rim, sim-sim.

Er kann spielen auf seiner Geige: auf seiner Geige …

Der Jäger in dem grünen Wald

Der Jäger in dem grünen Wald,
der sucht des Tierleins Aufenthalt.
Und er ging wohl in dem Wald
bald hin bald her,
ob auch nichts, ob auch nichts,
ob auch nichts anzutreffen wär.

Mein Hündelein ist stets bei mir
In diesem grünen Waldrevier,
und mein Hündelein, das jagt,
und mein Herz das lacht,
meine Augen, meine Augen,
meine Augen leuchten hell und klar.

Ich sing mein Lied aus voller Brust,
der Hirsch tut einen Satz vor Lust,
und der Fink, der pfeift,
und der Kuckuck schreit,
und die Hasen und die Hasen,
und die Hasen kratzen sich am Bart.

In ganz Württemberg Melodie 1830

Der Weber

Ei wie so töricht ist, wenn man’s betrachtet,
wer einem Leineweber seine Arbeit verachtet.
Kein Mensch auf dieser Welt,
der seine Arbeit nicht bestellt,
jeder muss sagen: Leineweber muss man haben.

Wenn ein klein Kind auf die Welt wird geboren,
wird ja dem Leineweber seine Arbeit auserkoren:
in ein feins Windelein wird es gewickelt ein,
Bänder gewebet man darum leget.

Wenn sich eine Jungfrau aufs schönste will zieren,
muss sie dem Leineweber seine Arbeit erküren:
ein feines Hemdelein, um und um Spitzelein,
ein neues Kleide zur Lust und Freude.

Kaiser und König und mächtige herren,
können dem Leineweber seine Arbeit nicht entbehren:
ziehen sie in das Feld, sind vor den Feind gestellt,
zum Zeltaufschlagen Leineweber müssen haben.

Als unser Heiland zum Leiden ist kommen,
hat er dem Leineweber seine Arbeit genommen:
in ein feins Tüchlein drückt er sein Antlitz ein,
tät sich verneigen der Welt zum Zeichen.

Aus Franken

Der fröhliche Bauer

Und ich bin halt ein fröhlicher Bauer auf dem Lande,
verschaff mir die Nahrung aus eigener Hande,
denn von meinem Fleiß kommt ja her die Speis,
sie ernährt die Jungen samt dem alten Greis.
Und ich bin halt ein fröhlicher Bauer auf dem Lande.

Es singen die Lerchen hoch über dem Felde.
Da hört man die Wachtel, wie schön sie’s tut melden.
Ei, so hör ich doch, was die Wachtel spricht:
„Freund, du hörst mich wohl, aber siehst mich nicht!“
Und ich bin halt ein fröhlicher Bauer auf dem Lande.

Warum ist denn der Bauer im Städtchen verachtet?
Weil man ja die Herkunft des Brotes nicht mehr achtet.
Unv on meinem Fleiß kommt ja her die Speis,
sie ernährt die Jungen samt dem alten Greis.
Und ich bin halt ein fröhlicher Bauer auf dem Lande.

Fränkische Weise

Zum fröhlichen Jagen

Auf, auf zum fröhlichen Jagen, auf in die grüne Heid,
es fängt schon an zu tagen, es ist die schönste Zeit.
Die Vögel in den Wäldern sind schon vom Schlaf erwacht
Und haben auf den Feldern das Morgenlied vollbracht.
Tridihejo, dihejo, dihedihediotridio,
hejo, dihejo, ditridio, tridio.

Frühmorgens, als der Jäger im grünen Wald ‘nein kam,
da sah er mit Vergnügen das schöne Wildbret an.
Die Gamslein Paar um Paare, sie kommen von weit her,
die Rehe und das Hirschlein, das schöne Wildbret schwer.

Das edle Jägerleben vergnüget meine Brust,
dem Wilde nachzustreifen ist meine höchste Lust.
Wo Reh und Hirsche springen, wo Rohr und Büchse knallt,
wo Jägerhörner klingen, da ist mein Aufenthalt.

Das Gras ist unser Bette, der Wald ist unser Haus,
wir trinken um die Wette das klare Wasser aus.
Lasst nur die Faulen liegen, gönnt ihnen ihre Ruh,
wir jagen mit Vergnügen dem Walde zu.

Aus Kärnten

Der Bauer

Du einst verachteter Bauernstand,
bist doch der beste im Land.
Kein Mann dich gnugsam preisen kann,
wann er dich nur recht siehet an.

Es ist fast alles unter dir,
was die Erde bringt herfür,
wovcon ernähret wird das Land,
geht dir anfänglich durch die Hand.

‚s Fleisch zu der Speis ziehst auf allein,
von dir wird auch gebaut der Wein,
dein Pflug der Erden tut so not,
dass sie uns gibt genugsam Brot.

Die Erde wär ganz wild durchaus,
wenn du auf ihr nicht hieltest Haus,
ganz traurig auf der Welt es ständ,
wenn man kein Bauersmann mehr fänd.

Drum bist du allzeit hoch zu ehr’n,
weil du uns alle tust ernähr’n.
Natur, die liebt dich selber auch,
Gott segne deinen Bauernbrauch!

 Aus Süddeutschland

Hussasa!

Es blies ein Jäger wohl in sein Horn, wohl in sein Horn,
und alles was er blies, das war verlorn, das war verlorn.
Halia, hussasa, tiralala und alles was er blies, das war verlorn.

„Soll denn mein Blasen verloren sein? Viel lieber wollt ich kein Jager sein.“

Er warf sein Netz wohl übern Strauch, da sprang ein schwarzbraunes Mädel heraus.

„Ach, schwarzbraunes Mädel, entspring mir nicht! Ich habe große Hunde, die holen dich.“

„Deine großen Hunde, die fürcht ich nicht, sie kennen meine hohen weiten Sprünge nicht.“

„Deine hohen, weiten Sprünge, die kennen sie wohl, sie wissen, dass du heute noch sterben sollst.“

„Und sterbe ich heute, so bin ich tot, begräbt man mich unter Rosen rot.“

Aus Schlesien

Ein Schneider fing ‚ne Maus, ein Schneider fing ne Maus.
Ein Schneider fing ‚ne Mi-a-m,ia-maus-se-maus.

Was macht er mit der Maus?
Er zieht ihr ab das Fell …

Was macht er …
Er näht sich eine Tasch …

Was macht …
Er steckt hinein sein Geld …

Was macht …
Er kauft sich ein Pferd …

Was macht …
Er reitet in den Krieg …

Was macht …
Er stach sie alle tot …

Der Schäfer

Schäferle, sag, wo willst du weiden?
Draußen im Feld auf grüner Heiden.
Draußen im Feld auf grüner Heiden,
tun die lustigen Schäfer weiden.
Und ich sag: es bleibt dabei,
lustig ist die Schäferei!

Schäferle, sag, wann fährst in Klee?
Wenn ich keinen Bauern seh,
wenn ich keinen Bauern seh,
fahr ich hurtig in den Klee.
Und ich sag: …

Schäferle, sag, was willst du essen?
Saure Würst und span’schen Pfeffer.
Saure Würst und span’schen Pfeffer
Tun die lustigen Schäfer essen.
Und ich sag: …

Schäferle, sag, was willst du trinken?
Roten Wein und Zucker drinnen,
roten Wein und Zucker drinnen
tun die lust’gen Schäfer trinken.
Und ich sag: …

Schäferle, sag, wo willst du schlafen?
In dem Feld bei ihren Schafen,
in dem Feld bei ihren Schafen,
tun die lust’gen Schäfer schlafen.
Und ich sag: …

Aus Schwaben und Franken

Der furchtsame Jäger

Ein Jäger längs dem Weiher ging, lauf, Jäger lauf!
Die Dämmerung den Wald umfing. Lauf, Jäger lauf,
Jäger lauf, lauf, lauf, mein lieber Jäger, guter Jäger lauf
Lauf, lauf, mein lieber Jäger lauf,
mein lieber Jäger, guter Jäger lauf.

Ein Häschen spielt im Mondenschein, ihm leuchten froh die Äugelein.

Der Jäger furchtsam um sich schaut: „Jetzt gilt es wagen, o mir graut!“

O Jäger, lass die Büchse ruhn, das Tier könnt dir ein Leides tun!

Der Jäger lief zum Wald hinaus, verkroch sich flink im Jägerhaus.

Das Häschen spielt im Mondenschein, ihm leuchten froh die Äugelein.

Aus Hessen

Der Wildschütz

Das Jagen, das ist mein Leben!
Ihm hab ich mich gänzlich ergeben in dem Wald.
Ich geh auf das Schießen,
lass mich’s nicht verdrießen,
so lang mich’s freut;
mein Stutzerl hat Schneid.

Und als ich in Wald nein gekommen,
da sah ich von ferne ein Hirschlein da stehn;
mein Stutzerl muss knallen,
das Hirschlein muss fallen,
mit Pulver und Blei;
im Wald sind wir frei.

Kaum hab ich das Wildbret geschossen,
so kommt schon der Jäger geloffen daher;
ich soll mich ergeben,
auf Tod und auf Leben.
„Ach Jäger, s kann nicht sein;
das Hirschlein ist mein!

Sag, Jäger, jetzt pack dich von dannen!
Dein Leben das will ich verschonen in dem Wald:
Mein Stutzerl muss knallen,
das Hirschlein muss fallen,
mit Pulver und Blei;
im Wald sind wir frei!“

Und wenn uns der Hunger tut plagen,
so tun wir doch niemals verzagen in dem Wald.
So lang als das Leben
Uns Gott hat gegeben,
so lang lasst mich nicht
mein Stutzerl im Stich!

Nun tut sich die finstre Nacht schleichen,
die Sterne am Himmel, sie leuchten so hell;
nun gibt’s nichts zu jagen,
drum legn wir uns schlafen,
und begebn uns zur Ruh,
mein Stutzerl dazu.

Schneidri- schnadra, schneidrum, schneidri, schneidra, schneidrum!
Ich bin der Meister Schneider und mach den Leuten Kleider
Im Lande weit herum, ich schnei-dri, schnei-dra, schnei-drum.

Ich sitz und schau mich um,
als wenn ich Kaiser wäre,
mein Szepter ist die Schere,
mein Tisch ist das Kaisertum …

Spott keins der Schneider mehr!
Man halte sie in Ehren,
wenn keine Schneider wären,
wir liefen nackt herum …

Aus Franken

Ja, der bergsche Fuhrmann, der muss sein Wagen hab’n, Wagen hab’n.
Damit fährt er den Berg hinan, damit fährt er den Berg hinan,
ho, ho, ho! A-hü!

Vier breite Räder, die muss sein Wagen hab’n.

Eine feste Deichsel, die muss sein Wagen hab’n.

Vier starke Rappen, die muss sein Wagen hab’n.

Recht viel schöne Gäste, die muss sein Wagen hab’n.

Aus dem Bergischen

Fruh, fruh,

Fruh, fruh, des Morgens fruh
Hab ich kein Rast und Ruh,
gleich wenn ich vom Schlaf erwach,
lauf ich dem Wildbret, Wildbret nach,
in den grünen Wald.

Als ich in den Wald nein kam,
stellt ich mich hintern Tannenbaum.
Kommt gleich ein Has daher, fragt:
Ob ich der Jäger, Jäger wär
In dem grünen Wald.

Ei, du mein lieber Has,
treib du mit mir keinen Spaß,
denn ich hab mein eigen Geschütz,
eine nagelneue Kugelbüchs,
trifft als wie der Blitz.

Und ich hab’s geschossen,
und ich hab’s getroffen.
Ein Has, ein Hirschelein, ein Reh,
ein wildes, wildes Schwein
soll verbleiben mein.

Hoch auf der Felsenspitz,
da hab ich meinen Sitz,
zieh mein Waldhörnlein raus,
spiel viel Stücklein drauf,
dass es weithin schallt.

Aus dem Schwarzwald

Zwei Musikanten:

Wir sind zwei Musikanten und komm’n aus Schwabenland.

Die andern:
Ihr seid zwei Musikanten und kommt aus Schwabenland.

Zwei Musikanten:
Wir können spielen Vi-o-vi-o-vi-o-lin,
wir können spielen Bass, Vi-ol und Flöt.

Die andern:
Und wir können tanzen hop-sa-sa, hop-sa-sa, hop-sa-sa,
wir können tanzen hop-sa-sa, hop-sa-sa.

Des Schneiders Höllenfahrt

Es wollt ein Schneider wandern
am Montag in der Früh,
begegnet ihm der Teufel,
hat weder Strümpf noch Schuh.
Hehe du Schneidersg’sell.
Du musst mit mir in die Höll,
du musst uns Teufel kleiden,
es gehe wie es wöll.

Sobald der Schneider in die Höll’ neinkam,
nahm er sein Ellenstab.
Er schlug den Teufeln die Buckel voll,
die Höll wohl auf und ab.
„Hehe, du Schneidergs’ell!
Musst wieder aus der Höll!
Wir brauchen nicht das Messen,
es gehe wie es wöll.“

Nachdem er all gemessen hatt’
nahm er sein lange Scher
und stutzt den Teufeln d’Schwänzeln ab,
sie hupften hin und her.
„Hehe, du Schneiderg’sell,
pack dich nur aus der Höll!
Wir brauchen nicht das Stutzen,
es gehe wie es wöll.“

Da zog er’s Bügeleisen raus
und warf’s ins Höllenfeuer;
Er strich den Teufeln die Falt’n aus,
sie schrien ungeheu’r.
„Hehe, du Schneiderg’sell,
geh du nur aus der Höll!
Wir brauchen nicht das Bügeln,
es geh halt wie es wöll.

Er nahm den Pfriemen aus dem Sack
und stach sie in die Köpf.
Er sagt: „Halt’t still, ich bin schon da!
So setzt man bei uns die Knöpf.
„Hehe, du Schneiderg’sell,
geh einmal aus der Höll.
Wir brauchen keine Kleider,
es gehe wie es wöll.

Drauf nahm er Nadel und Fingerhut
und fing zu stechen an;
er näht den Teufeln die Nasen zu,
so eng er immer kann,
„Hehe, du Schneiderg’sell,
pack dich nur aus der Höll!
Wir können nimmer schnaufen,
es geh nun wie es wöll.“

Darauf fängt er zu schneiden an,
das Ding hat ziemlich brennt,
er hat den Teufeln mit Gewalt
die Ohren abgetrennt.
„Hehe, du Schneiderg’sell,
marschier nur aus der Höll!
Sonst brauchen wir den Bader,
es geh nun wie es wöll.“

Nach diesem kam der Lucifer
und sagt: „Es ist ein Graus!
Kein Teufel hat kein Wedel mehr,
jagt ihn zur Höll hinaus!
Hehe, du Schneiderg’sell,
pack dich nur aus der Höll!
Wir brauchen keine Kleider,
es geh halt wie es wöll.“

Nachdem er nun hat aufgepackt,
da ward ihm erst recht wohl,
er hüpft und springet unverzagt,
lacht sich den Buckel voll.
Ging eilends aus der Höll
und blieb ein Schneiderg’sell.
Drum holt der Teufel kein Schneider mehr,
er stehl so viel er wöll.

Ein Seemann leidet große Not

Was ist denn wohl eins Seemanns Leben?
Wie bald ist es um ihn geschehn.
Ein Seemann muss in Ängsten schweben,
wenn andre Leut zur Ruhe gehen;
ein Seemann muss in Ängsten schweben,
wenn andre Leut zur Ruhe gehen.

Bald drohen ihm die hohen Wellen,
bald Klipp und Sandbank oder Tod.
Durch Sturm und Wind, so auf ihn prellen,
ein Seemann leidet große Not.

Bald drohen ihm die schwarzen Mächte
den fürchterlichen Untergang.
Bald drohen ihm des Krieges Mächte,
viel Unglück bietet ihm die Hand.

Bald drohen ihm barbar’sche Räuber,
ihm all das Seinige zu nehmen;
bald muss er trostlos und betrübet
sein Schifflein vor sich sinken sehn.

Wie mancher brave Seemann drückt
gar balde seine Augen zu,
der schon so früh dahin gerückt,
und hat im Wasser keine Ruh.

Wo ihn die wilden Fisch verzehren
und teilen seinen Körper sich.
Ich wollte wohl bei Gott beschwören,
ein Landmann der lebt glücklicher.

Der feste Boden ist ja edel,
da fürchtet man die Stürme nicht,
da braucht man keine Windspiel-Segel,
da strand’t, ertrinkt und sinkt man nicht.

Doch was wär Handel und auch Wandel,
wenn nicht die edle Schiff-Fahrt wär!
Im Lande wär gewiss viel Mangel,
wär nicht der Sämann abgeschickt.

So nach der blauen See zu schweben
und durch die Wellen hinzughehen!
Ein Seemann wagt ja nur sein Leben
bloß für des Landes Wohlergehn.

Drum, liebes Mädchen, nicht betrübet,
biet ich zum Abschied dir die Hand,
ich weiß, dass du mich treulich liebest,
drum fürcht ich weder Sturm noch Strand.

Und geh mit meinem Schiff zu segeln
und setze meinen Fuß aufs Land.
O Himmel, schenk mir deinen Segen
und knüpf ein festes Liebesband!

Bis dass ich wieder zurück gelange
und setze meinen Fuß aufs Land,
dann wird mich deine Hand empfangen,
dann knüpft uns fest das Liebesband.

Aus Helgoland

Wir sind alle Brüder

Frisch, lustig und fröhlich, ihr Handwerksgesellen!
Und tut euch mit ängstlichen Sorgen nicht quälen!
Denn nicht Reichtum macht glücklich.
Zufriedenheit macht reich,
wir alle sind Brüder,
wir alle sind gleich.

Wir haben schon Kaiser und Könige gesehen,
sie tragen goldene Kronen und müssen vergehen.

Der Reiche lebt herrlich in großen Palasten,
der Arme, der muss ja oft hungern und fasten.

Aus Schlesien

Es blies ein Jäger wohl in sein Horn

Es blies ein Jäger wohl in sein Horn, wohl in sein Horn.
Und alles, was er blies, das war verlorn.
Hussasa! Trararara!
Und alles was er blies, das war verlorn.

„Soll denn mein Blasen verloren sein?
Viel lieber möchte ich kein Jäger sein.“

Er warf sein Netz wohl übern Strauch,
da sprang ein schwarzbraunes Mädel heraus.

„Ach schwarzbraunes Mädel, entspring mir nicht!
Ich habe große Hunde, die holen dich.“

„Deine großen Hunde, die fürcht ich nicht,
sie kennen meine hohen, weiten Sprünge nicht.“

„Deine hohen, weiten Sprünge, die kennen sie wohl,
sie wissen, dass du heute noch sterben sollst.“

„Und sterbe ich heute, so bin ich tot,
begräbt man mich unter Rosen rot.“

Er warf ihr das Netz wohl über den Arm,
da schrie das Mägdelein, dass Gott erbarm.

Er warf ihr das Netz wohl um den Fuß,
dass sie zu Boden fallen muss.

Er warf ihr das Netz wohl über den Leib,
da ward sie des jungfrischen Jägers Weib.

Das Grindelfest

Die Schneider hielten’s Grindelfest
am Tag Sankt Bartholomä;
Da waren ihrer neunzig,
neunmal neun und neunzig
versammelt auf der Höh.

Und als die Schneider versammelt warn,
da hielt’n sie einen Rat,
da saßen ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
auf einem Kartenblatt.

Und als sie auf der Herberg war’n,
da hielt’n sie einen Schmaus,
da fraßen sie ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
von ein’r gebratnen Maus.

Und als das Mahl verzehret war,
da hatten sie auch Durst,
da tranken ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
aus einem Fingerhut.

Und als die Schneider lustig war’n,
da hielten sie auch Tanz,
da tanzten ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
auf einem Geißenschwanz.

Und als ein Schnee gefallen war,
da hielten sie Schlittenfahrt:
Da fuhren ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
auf einem Geißenbart.

Und als die Schneid’r nach Hause woll’n,
da hab’n sie keinen Bock,
da ritten sie ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
auf einem Haselstock.

Und als sie nun nach Hause kam’n,
da konnten sie nicht herein.
Da schlüpften ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
zum Schlüsselloch hinein.

Und als die Schneider nach Hause kam’n,
da saßen sie nieder beim Wein,
da tranken ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
ein ganzes Schöppelein.

Und als sie nun besoffen war’n,
da sah man sie nicht mehr,
da krochen ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
in eine Lichtputzscher.

Und als sie da geschlafen hatt’n,
da konnten sie nicht hinaus.
Da wirft sie alle neunzig,
neunmal neunundneunzig
der Wirt zum Fenster hinaus.

Und als sie vor das Fenster kam’n,
da fallen sie alle um;
da kommen ihrer neunzig,
neunmal neunundneunzig
in einem Rinnstein um.

Silber, Gold und Erzelein

Wir Bergleute hauen fein aus dem Stein,
Gold und Erzelein;
Da wir allezeit Gott vertrauen
in dem Schacht,
bei der Nacht,
darf uns nicht grauen.

Feste Knauer, Flötz und Stein,
wie sie sein,
können wir zersprengen fein
mit dem Pulver und dem Feuer,
wenn es springt,
dass es klingt ungeheuer.

Wenn es nur zersprenget ist,
man da liest schönes Erz
zu jeder Frist.
Alsdann wird’s von uns versuchet
und geführt vor die Mühl,
allda gepochet.

Alsdann es geschmelzet wird
in der Hütt,
nach dem rechten Brauch und Sitt,
Da denn tut das Silber blicken,
und ist gut,
wenn man’s tut in Zehnten schicken.

Drum Bergleute,
freie Leut, die ihr seid,
preiset Gottes Gütigkeit!
Lobet Gott mit Herz und Munde,
mit Gesang,
Ton und Klang zu aller Stunde!

Aus Franken, etwa um 1850

Im Wald und auf der Heide

Im Wald und auf der Heide,
da such ich meine Freude,
ich bin ein Jägersmann,
ich bin ein Jägersmann.
Den Forst ja treu zu pflegen,
das Wildbret zu erlegen,
mein Lust hab ich daran,
mein Lust hab ich daran.
Hal – li, hal – lo, hal – li, hal – lo,
mein Lust hab ich daran.

Trag ich in meiner Tasche,
ein Tränklein in der Flasche,
zwei Stücke schwarzes Brot,
zwei Stücke schwarzes Brot.
Brennt lustig meine Pfeife,
wenn ich den Wald durchstreife,
da hat es keine Not.

Im Walde hingestrecket,
den Tisch mit Moos mir decket,
die freundliche Natur,
die freundliche Natur.
Den treuen Hund zur Seite,
ich mir das Mahl bereite,
auf Gottes freier Flur.

 

Das Huhn im schnellen Fluge,
die Schnepf im Zickzackzuge,
treff ich mit Sicherheit,
treff ich mit Sicherheit.
Die Sauen, Reh und Hirsche,
erleg ich auf der Pirsche,
der Fuchs lässt mir sein Kleid.

Und streich ich durch die Wälder,
und zieh ich durch die Felder,
einsam den ganzen Tag,
einsam den ganzen Tag.
Doch schwinden mir die Stunden,
gleich flüchtigen Sekunden,
tracht ich dem Wilde nach.

 

Wenn sich die Sonne neiget,
der feuchte Nebel steiget,
mein Tagwerk ist getan,
mein Tagwerk ist getan.
Dann zieh ich von der Heide,
zur häuslich stillen Freude,
ein froher Jägersmann.

Text: Wilhelm Bornemann (1766-1851)
Melodie gilt als Volksweise, stammt jedoch möglicherweise von F. L. Gehrike

Der Fuhrknecht

Es fuhr ein Fuhrknecht übern Rhein,
der kehrt beim jungen Pfalzgraf ein,
der kehrt beim jungen Pfalzgraf ein.

Er fuhr ein schönes Fass voll Wein,
der Pfalzgraf schenkt ihm selber ein.

Es leb der Fürst, es leb der Knecht,
ein jeder tu das Seine recht.

So trank der Fürst, so trank der Knecht,
und Wein und Treue waren echt.

Das Buchdruckerlied

Wohlauf mit reichem Schalle!
Ich weiß mir ein Gesellschaft gut,
liebt mir vor andern allen,
sie trägt ein freien Mut,
sie hat ein kleine Sorge
wohl um das römisch Reich,
es sterb heut oder morgen,
so gilts ihn alles, alles gleich.

Der Papierer sprach behände:
„So frischlich zu der Fahrt!
Mir kleben so sehr die Hände
wohl von dem Leimen zart,
das ich jetzt hab getrieben
auf das Papier so gut:
Wohlauf, ihr Drucker, alle,
wolln hab’n ein freien Mut!“

Der Drucker sprach behände:
„Ich will mit auf die Fahrt!
Mir schwitzen so die Lenden,
ich hab gezogen so hart,
ich muss jetzt wahrlich trinken,
sonst kann ich drucken nit.“
Der Setzer tat ihm winken:
„Ich geh gewisslich mit!“

„Mein Form die klebt so harte,
macht: Sie ist nit gesetzt;
drum ich der Gesellschaft warte,
die’s tapfer hineinsetzt.“
„So will ich“, sprach der Gießer,
„allein nit bleiben hie;
mein Zeug das will nit fließen
ich hab getrunken nie.“

„Soll ich Gesellschaft meiden“,
sprach der Formenschneider drauf,
„Hör ich jetzt auf zu schneiden,
wenn ich auch gerne sauf,
und spar nit dran mein Rachen,
tragt ihr nur auf mit Schall,
will trinken, dass es soll krachen,
Gott geb, wers G’log bezahlt.“

„So will ich so sehr zechen,
als euer Keiner nicht“,
tat der Korrektor sprechen,
wenn ihr habt so nass G’sicht;
wenn ich ein’ anblicken
so dürstet mich so sehr,
dass ich wohl möchte ersticken,
wenn nichts zu trinken wär.“

Da sprachen die Buchbinder kecke
Aus frischem freien Mut:
„Buchfinden will uns nit schmecken,
wir wissen ein Wirtin gut,
sie bringt uns Hühner und Fische,
dazu den kühlen Wein,
und sitzt zu uns am Tische,
und schenkt uns tapfer ein.

Wir wöllen trauren lassen,
wer Lust zu trauren hat,
uns kleiner Trünklein maßen,
es sei früh oder spat;
haben wir nit allzeit Pfennig,
so achten wirs gering;
wir haben all viel oder wenig,
so seind wir guter Ding.

Wir müssen allzeit netzen,
welches unser Orden hält;
im Drucken und im Setzen
netzt man, dass nichts umfällt.
Drum soll sichs Niemand wundern,
dass wir uns halten nass,
der Orden hält gesunder
Zechen ohn Unterlass!

Und der uns dieses Liedlein gemacht,
der gönnt den Druckern guts.
Er wünscht allen eine gute Nacht,
er ist so gern guts Muts;
ist ihm etwas misslungen,
so kommt ihm Glück zu Rat.
Das hat Jörg Busch gesungen
zu Nürnberg in der Stadt.

Droben im Oberland

Droben im Oberland, ei, da ist es wunderschön,
da ist die Jägerei,
da ist das Schießen frei,
da möchte ich Oberjäger sein.
Schießen das ist meine Freud!

Schieß mir ein’ Gamsbock z’samm,
fallt er oder fallt er net,
fallt er net,
so bleibt er stehn;
Zu meinem Mädel muss ich gehen,
alle Woch sechs, siebenmal.

Gestern ist Sonntag g’wen,
heut bin i schon wieder da.
Sie hat a Hüterl auf,
eine wunderschöne Feder drauf,
sie sah so lieblich aus,
und ich brachte sie nach Haus.

Vor der Tür angelangt,
ei, da sagte sie zu mir:
„Hast mich nach Haus gebracht,
hast deine Sache gut gemacht,
nun denn, so geb ich dir zum Schluss
einen zuckersüßen Kuss.“

Lauter junge hübsche Leut sein mir,
lauter junge hübsche Leut.
Wenn wir jungen hübschen Leut net wärn,
wer sollt das viele Geld verzehrn?
Lauter junge hübsche Leut sein mir,
lauter junge hübsche Leut.

Aus Schwaben

Frisch auf, ihr Matrosen!

Frisch auf, ihr Matrosen, wir müssen in die See,
drum hebt noch einmal das Gläschen in die Höh.
Wir wollen trinken ein gutes Glas Wein,
und lasset uns segeln in die Elb hinein,
ju – heis – sa – ras – sa – sa, Matrosen sind da.
Matrosen sind lustig und rufen hurra.

Und segeln wir aus dem Hafen heraus,
so wünscht unser Liebchen uns bald wieder nach Haus.
Der Himmel schenkt uns einen günstigen Wind,
damit wir sind zur Stelle geschwind.

Und kommen wir dann wieder nach Haus,
so gehen wir mit unserem Feinsliebchen aus;
wir nehmen unser Feinsliebchen in den Arm:
Es schlagen die Herzen so traulich so warm.

Ein extremes Beispiel dafür, wie Text und Melodie eines Volksliedes aus verschiedenen Gegenden zusanmmenfinden können.
Der Text stammt aus Helgoland, die Melodie ist eine alte Tiroler Volksweise.

Ich hoble hin und her

Ich bin ein Schreiner, hoble glatt,
hoble hin und her; ich hoble rund
und hoble glatt, als ob’s geglättet wär’.
Ich schneide, stemme, bohre,
sodass alles wohl sich fügt;
Drum bin ich immer lebensfroh
und singe ganz vergnügt.
Hei-di, hei-da, zum tra-la-tra-la-la – Hei-la.

So mache ich aus rohem Brett
an meiner Hobelbank
bald Tisch und Stuhl und Ruhebett,
bald Kasten, Schrein und Schrank.
Ich mach`es schnell und immer so,
dass alles wohl sich fügt;
drum bin ich immer lebensfroh
und singe ganz vergnügt.
Hei-di, hei-da …

Und wird ein neues Haus gebaut,
so bin ich auch dabei;
was fein ist, wird mir anvertraut,
die Tür und mancherlei.
Ich mach’ es schnell und immer so,
dass alles wohl sich fügt;
drum bin ich immer lebensfrogh
und singe ganz vergnügt.
Hei-di, hei-da …

So schaff’ und wirk’ ich in der Welt
so gut und viel ich kann
und nütze, weil es Gott gefällt,
mir selbst und jedermann,
und wenn nur niemals irgendwo
ein Kunde mich betrügt,
so bin ich immer lebensfroh
und singe ganz vergnügt.
Hei-di, hei-da …

Das Scherenschleiferlied

Es kam ein fremder Schleifer daher,
er schleift die Messer und die Scher.
Fi – de – fi – de – ral – la – la, ri – o – la – la,
schleift die Messer und die Scher.

Den Jungfraun schleif ich sie umsunst,
mit meiner schönen Schleiferkunst.

Ich hab im Sinn, nach München zu fahrn,
mit meinem schönen Schleiferskarrn.

In München sind auch große Herrn,
die mir was zu verdienen gebn.

Nur eines steht mir sehr wohl an:
Ich kann des Hoffmanns Lisl han.

Zu Haus hab ich ein gar faules Weib,
drum hab ich auch kein Hemd am Leib.

Sie kocht mir selten die Suppe warm,
das Gemüs ist geschmelzt, dass Gott erbarm.

Ach! Scherenschleifer, schleif nur zu,
denn schöne Mädchen gibt’s genu.

Der Steiger kommt

Glück auf, glück auf! Der Steiger kommt
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt.

Hat’s angezündet, das gibt ein Schein,
und damit fahren wir bei der Nacht,
ins Bergwerk nein, ins Bergwerk nein.

Die Bergleute sein sehr hübsch und fein,
und sie graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
aus Felsenstein, aus Felsenstein.

Der eine gräbt das Silber, der andere das Gold,
und den schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
den sein sie hold, den sein sie hold.

„Ade, nun ade! Lieb Schätzelein!
Und da drunten in dem tiefen Schacht bei der Nacht,
da denk ich dein, da denk ich dein.“

„Und kehr ich heim zum Schätzelein,
so erschallt des Bergmanns Ruf bei der Nacht,
Glückauf, Glückauf.“

Das bekannteste Bergmann-Lied

Die Gärtnerin

Müde kehrt ein Wanderer zurück,
nach der Heimat, seiner Liebe Glück.
Doch zuvor tritt er ins Gärtnerhaus,
und kauft für sie noch einen Blumenstrauß.

Und die Gärtnerin, so hold und schön,
tritt zu ihren Blumenbeeten hin,
und bei jedem Blümlein, das sie bricht,
rollen Tränen ihr vom Angesicht.

„Warum weinst du, holde Gärtnersfrau?
Weinst du um das Veilchen dunkelblau,
oder um die Rose, die dein Finger bricht?“
„Nein, um diese Rose wein ich nicht.

Ich weine nur um dich, geliebter Freund;
Du zogst in die Welt so weit hinein,
Treu und Eid ich dir geschworen hab,
den ich, Gärtnerin, gebrochen hab.“

„Warum hast du mir denn nicht getraut?
Deine Liebe auf den Sand gebaut,
sieh den Ring, der mich tagtäglich mahnt
an die Treue, die du gebrochen hast!

Nun so trifft mich Wanderer das Geschick
In der Heimat meiner Lieben Blick;
Drum so gib mir, holde Gärtnersfrau
Einen Blumenstrauß von Tränen betaut.

Und mit diesem Sträußchen in der Hand
Will ich wandern durch das ganze Land,
bis der Tod mein müdes Auge bricht;
lebe wohl, leb wohl, vergiss mein nicht!“

Die Geschichte von einem Heimkehrer, der die verlassene Geliebte als Frau eines anderen vorfindet, wird in verschiedenen Varianten besungen.
Als Beispiel noch ein Volkslied aus demselben Themenkreis: Falsche Todes-Botschaft

Das Nachtwächterlied

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
unsre Glock hat Zehn geschlagen:
zehn Gebote setzt Gott ein,
dass wir sollen glücklich sein.
Menschen wachen kann nichts nützen,
Gott wird wachen, Gott wird schützen,
Herr, durch deine Güt’ und Macht,
schenk uns eine gute Nacht!

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
unsre Glock hat Elf geschlagen:
Elf Jünger blieben treu,
gib, dass nun kein Abfall sei!

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
unsre Glock hat zwölf geschlagen:
Zwölf das ist das Ziel der Zeit;
Mensch bedenk die Ewigkeit.

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
unsre Glock hat Eins geschlagen:
Eins ist allein der einige Gott,
der uns trägt aus aller Not.

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
unsre Glock hat Zwei geschlagen:
Zwei Wege hat der Mensch vor sich,
Herr, den rechten führe mich!

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
unsre Glock hat Drei geschlagen:
Dreifach, was heilig heißt,
Vater, Sohn und heiliger Geist.

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
unsre Glock hat vier geschlagen:
Vierfach ist das Ackerfeld;
Mensch, wie ist dein Herz bestellt?
Alle Sternlein müssen schwinden
Und der Tag wird sich einfinden,
Herr, durch deine Güt und Macht,
gib uns eine gute Nacht.

In ganz Deutschland verbreitet

Der Leineweber

Die Leineweber haben eine saubere Zunft,
Mitt fasten halten sie Zusammenkunft;
Ha – rum di – dscha-rum, di schrum, schrum, schrum.
Aschengraue, dunkelblaue, Mir ein Viertel, dir ein Viertel,
schrum, schrum, schrum!
Fein oder grob, gegessen wern se doch mit der Jule,
mit der Spule, mit der schrum, schrum, schrum!

Die Leineweber haben sich ein Haus gebaut,
von Buttermilch und Sauerkraut.

Die Leineweber schlachten alle Jahr zwei Schwein,
das eine ist gestohlen, das andere ist nicht sein.

Die Leineweber nehmen keine Lehrjungen an,
der nicht sechs Wochen lang fasten kann.

Die Leineweber haben ein Schifflein klein,
da setzen sie die Wanzen und Flöhe hinein.

Die Leineweber machen eine saubere Musik,
als führen zwölf Müllerwagen über die Brück.

Aus Hessen und der Rhöngegend

Der Fischer

Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, ein Fischer saß daran,
sah nach dem Angel ruhevoll, kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht, teilt sich die Flut empor,
aus dem bewegten Wasser rauscht, ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: „Was lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist hinauf in Todesglut?
Ach, wüsstest du, wie’s Fischlein ist so wohlig auf dem Grund,
du stiegst herunter, wie du bist und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht, der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht, das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht nicht her in ew’gen Tau?“

Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, netzt ihm den nackten Fuß,
sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; das war’s um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin, und ward nicht mehr gesehn.

Text von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Melodie Friedrich Reichardt (1752-1814)

Der Jäger in dem grünen Wald

Der Jäger in dem grünen Wald,
der sucht des Tierleins Aufenthalt.
Und er ging wohl in dem Wald bald hin und her,
ob auch nichts, ob auch nichts, ob auch nichts anzutreffen wär.

Mein Hündlein hab ich stets bei mir
In diesem grünen Waldrevier.
Und mein Hündelein, das jagt, und mein Herz, das lacht,
meine Augen, meine Augen, meine Augen leuchten hell und klar.

Ich sing mein Lied aus voller Brust,
der Hirsch tut einen Satz vor Lust.
Und der Fink, der pfeift, und der Kuckuck schreit,
und die Hasen, und die Hasen, und die Hasen kratzen sich am Bart.

Und als ich in den Wald nein kam,
traf ich ein schönes Mägdlein an:
„Ei, wie kommst du in den Wald, in den Wald herein,
du strahlenäugig Mägdelein, ei, wie kommst du, ei, wie kommst du, ei,
wie kommst du in den Wald herein.

Du kannst ja gerne bleiben hier,
in diesem grünen Waldrevier,
bleibe du bei mir als Jägerin,
du strahlenäugig Mägdelein, bleibe du bei mir als meine Braut!

zurück zur Liederübersicht                                   zurück zur Hauptseite

zum Seitenanfang