Winter - die Zeit der Geheimnisse
Es ist Winter und Mutter Natur ruht sich aus, um Kraft zu schöpfen für ein neues Erwachen.
Kahl strecken die Äste der Bäume und Büsche ihre Zweige zum Himmel. Das Laub hat sich wie ein Teppich über dem Erdreich verteilt, in dem die Wurzeln derart geschützt schlummern. Wie gut, wenn sich die Flora mit einer dicken Schneedecke umhüllen kann, denn Väterchen Frost führt oft ein strenges Regiment.
Aber auch die Fauna darf nicht vergessen werden. Die Zugvögel sind in wärmere Gefilde geflüchtet, da sie sonst verhungern würden. Andere gefiederte Freunde bitten nun um Hilfe. Am Futterhäuschen herrscht ein heftiges Gerangel. Alle Meisenarten sind vertreten, Kleiber, Finken, Rotkehlchen und natürlich auch die Spatzen. Die sind besonders frech und possierlich. Specht und Eichelhäher kämpfen um die paar übrig gebliebenen Nüsse unter dem riesigen Walnussbaum. Sogar ein Eichhörnchen springt von Baum zu Baum. Sicher hatte es sich bereits im Herbst einige Nüsse versteckt, die nun gesucht werden.Am Waldrand steht ein scheues Reh und scharrt im Laub nach Essbarem. Auf einem Acker schaut ein Häschen nach den Resten des abgeernteten Kohls. Vorsicht – da kommen Menschen und … husch, ist Meister Lampe mit großen Sprüngen im sicheren Wald verschwunden.
Tief im Tann ist eine gebückte Gestalt unterwegs. Der lange Mantel schleift auf dem Boden, die Mütze ist weit in die Stirn gedrückt und der riesige Bart mit Raureif überzogen. Auf dem Schlitten liegen viele Säcke, mit einem Seil festgebunden. An einer Lichtung macht der Mann schwer atmend Halt.
Nein, es ist nicht der Nikolaus, es ist der Förster, der dem Wild Nahrung bringt. Nachdem er diese Kostbarkeiten verteilt hat, wartet er unter einem dichten Busch auf Reh, Hirsch, Wildschwein, Hase und alle anderen hungrigen vierbeinigen Waldbewohner.
Beim Haus ist die letzte Rose erfroren. Es tut weh, sie so erbärmlich hängen zu sehen, sie – die Königin der Blumen.
Trotzdem gibt es auch kleine Wunder – trotz Eis und Schnee. Die Christrose lässt sich nicht schrecken.
Es blüht eine Rose zur Weihnachtszeit, draußen in Eis und Schnee.
Und wenn’s in der Winternacht friert und schneit, das tut der Rose nicht weh.
So beginnt das wunderschöne Lied dieser Blume. Weich klingt die Melodie und tröstlich, wenn es draußen stürmt und tobt.Im Haus aber leuchten die Kerzen am Adventskranz. Zuerst war es nur eine, dann die zweite und so fort, bis alle vier ihren warmen Schein verbreiten.
Tannenduft vermischt sich mit dem köstlichen Geruch der leckeren Weihnachtsplätzchen. Heißer Tee dampft in den Tassen.
Mutti stimmt das Leise rieselt der Schnee an und Vati und die Kinder fallen in den Gesang mit ein. Advents- und Weihnachtslieder folgen und in den Herzen der Familie wird es warm. Alle rücken noch näher zusammen, Hände berühren sich und man dankt Gott.
Dämmerung weicht der einsetzenden Dunkelheit und Augen strahlen im Kerzenlicht.
Die Geschwister stecken tuschelnd die Köpfe zusammen. Geheimnisse liegen in der Luft. Wunschzettel werden geschrieben und aufs Fensterbrett gelegt. Es ist die Zeit des Bastelns und der Geschenke, aber auch die Zeit der Erwartung und der Vorfreude auf das Christkind.
Ob sich wohl alle Wünsche erfüllen werden?Heidi Gotti