Der Veilchenstrauß
Unerwartet stand er vor ihr. Grotesk sah der winzige Veilchenstrauß in der groben Männerhand aus. Sicher war es nicht einfach gewesen, die vielen kurzen zarten Stängelchen zu bündeln und binden. Ungelenk schienen die klobigen Finger sich daran festzuhalten.
Spontan, damit ihn der Mut nicht verließe, hielt er ihr das Geschenk entgegen.
Ungläubig und misstrauisch blickte sie ihm ins Gesicht. Dann nahm sie die Blümchen, um daran zu riechen. Herrlich der Duft!
Wo hatte er diese Kostbarkeiten wohl gefunden? Sie war erfolglos durch die Wiesen gestreift. Hatte er sie dabei beobachtet? Röte der Verlegenheit stieg ihr ins Gesicht und schnell drehte sie sich um, beim Weggehen „danke und tschüss“, rufend.Hastig schlug sie daheim im Buch über die Blumensprache nach: Veilchen sind die Blumen der jungen Liebe und ihr Duft wirkt verführerisch.
Deshalb schien dieser junge Mann immer in ihrer Nähe zu sein, wo immer sie sich auch befand.
Eigentlich war er doch gar nicht so übel und sie würde ihn wiedersehen.
Ganz plötzlich wusste sie es und tausend Schmetterlinge tanzten in ihrem Körper.Heidi Gotti