Besuch auf Terrassinien

 

Kaum betrete ich die Terrasse, umfliegt mich der erste muntere Geselle und sein forderndes "gib, gib" lässt mich ins Haus zurück kehren. Mit einer Scheibe Vollkorntoast, ich lass mich ja nicht lumpen, komme ich zurück. Eben Platz genommen, sitzt der erste Spatz bereits zu meinen Füßen. Das Werfen der Brotkrümel erschüttert ihn keineswegs, im Gegenteil, er hat sich bereits einen Brocken geschnappt und verspeist ihn genüsslich an Ort und Stelle.
Mittlerweile ist eine Spätzin eingetroffen, was am lauten Gurren und Geschnatter zu erkennen ist. Das Männchen hat verstanden und weicht sofort bereitwillig.
Noch mehr dieser putzigen und munteren Vögelchen haben sich dazu gesellt und es herrscht ein fröhliches Schnabulieren. Die Spatzenmutter füllt sich den Schnabel, um am nahe gelegenen Kirschbaum ihre Jungen zu füttern.

Im Gewächshaus, das sich der Terrasse anschließt, ist ebenfalls was los. Neben den Gehwegplatten regt es sich: Ameisen!
Man lebt ja nicht vom trockenen Brot allein, denken die Sperlinge wohl und bedienen sich, indem sie die großen geflügelten Insekten einfangen und verzehren.
Ich muss feststellen, dass auch Vögel gesundheitsbewusst leben, denn ... sie zupfen Teile des im Häuschen befindlichen Salates, um sie genüsslich im Schnäbelchen verschwinden zu lassen, was mich nicht besonders freut.

Nun aber raus aus dem Gewächshaus! Ein Sprung auf das Wasserfass daneben und aus dessen Deckel mit vollen Zügen getrunken. Das Baden wird auf später verschoben.

Im Moment herrscht Ruhe, nur das Gezwitscher lässt erahnen: Wir sind noch da!
Kaum werfe ich erneut einige Krümel auf den Boden, herrscht wieder reges Treiben.
Die Spätzin hat den Nachwuchs dieses Mal gleich mitgebracht. Viel kleiner ist der Vogel nicht, aber seine gespreizten Flügel schlagen heftig und der aufgesperrte Schnabel, aus dem leise fiepende Laute zu vernehmen sind, bettelt solange, bis der erste Brotkrümel eingeschoben wird.

Plötzlich taucht Nachbars Katze auf und beendet den munteren Trubel. Ihr lautes Miauen bittet um Aufmerksamkeit. Ein Satz und sie sitzt auf meinem Schoß. Mit lautem Schnurren legt sie ihren Kopf auf meine Schulter und schmiegt ihn an meine Wange.
Ein fliegender Vogel lässt sie hochfahren und die Idylle ist vorbei.
Allein bleibe ich zurück.

Heidi Gotti

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