Der „Original Spätzles Schwôb“

 

Die Milch holte ich früher vom Bauernhof. Es war nicht schlimm, wenn sie sauer wurde. Buttermilch – Sauermilch – leckere Desserts entstanden.
Wenn ich nur an die rosa Sauermilchspeise denke, mit roter Blatt-Gelatine zubereitet. Meine Kinder liebten das wabbelige Zeugs und schauten interessiert zu, wenn es hergestellt wurde. Stand die Schüssel dann letztendlich im Kühlschrank, konnten sie es kaum erwarten, bis der Inhalt fest genug war, um verspeist zu werden. Laufend wurde heimlich wenigstens mit einem Finger probiert, ob es nicht endlich so weit ist.
Aus Buttermilch konnte man auch leckere Kuchen zubereiten oder die weiße Köstlichkeit einfach nur trinken. Lachend machten wir uns auf die weißen Bärtchen aufmerksam.

Auch Eier wurden frisch vom Bauern geholt. Aber irgendwie, warum auch immer, waren sie nicht so haltbar wie heute. Es schien ratsam, das vor Gebrauch sorgfältig zu prüfen. Der Gestank eines schlechten Eies war fürchterlich. Sparsam, damit nicht viel kaputt ging, wurden diese Lebensmittel deshalb schnell verwendet.
Heute kaufe ich die Teigwaren, damals stellte ich sie selbst her. War oft eine langwierige Angelegenheit und wenn dann der Nudelteig überall – selbst auf den Betten im Schlafzimmer - zum Trocknen herumlag, verging sämtlicher Spaß.
Nur noch Spätzle schwor ich mir.
Reichlich Eier, Mehl und etwas Wasser. Auch Salz durfte nicht fehlen.
Aber das Schaben des Teigs mit Spätzlesbrett und Spatel war recht schwierig.
Für unseren anfangs noch nicht kompletten Haushalt, spendierte die Schwiegermutter eine Spätzlespresse, die ich heute noch im Original besitze. Die eingestanzte Aufschrift auf diesem Teil: „Original Spätzles Schwôb“ – lässt mich immer wieder grinsen.

Wenn der Teig dünn genug war und man das Gerät über dem kochenden Wasser anhob, wurden die Spätzle schön dünn und lang. Schwammen die Dinger dann oben, waren sie fertig und man konnte sie mit einem Schaumlöffel herausheben, kurz ins kalte Wasser tauchen und abschütten oder herausfischen, damit sie nicht kalt wurden.
Beim allerersten Gebrauch fehlten mir ein paar Hände und somit stellte ich die Presse noch geschlossen beiseite. Aber o weh, nach einer Weile brachte ich sie nicht mehr auseinander, der Teig war fest geworden. Es war eine schweißtreibende und langwierige Angelegenheit, das wieder in Ordnung zu bringen.
Frau ist lernfähig und in Zukunft wurde der Hebel sofort wieder hochgezogen, nachdem die Spätzle im Wasser waren und das Ding selbst landete im kalten Wasser. Wie stolz war ich oft über die eigenen Spätzle. Heute rentiert sich dieser Aufwand für zwei Personen nicht mehr.

Und nun wird sich so mancher fragen, warum ich das hier schrieb.
Meine Erinnerungen wurden verursacht, weil ich heute schwankte, ob ich meine Kartoffeln mit dem Pürierstab zerkleinern oder doch den „Original Spätzles Schwôb“ verwenden soll.

Heidi Gotti

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