Ein Stück Freude
Es ist Juli und mein Mann und ich sitzen beim Frühstück. Seit wir in Rente sind, genießen wir diese Morgen ohne Hektik und Stress.
Auf dem Tisch steht ein Rosenstrauß. Es sind diese Miniröschen, von denen sich viele auf einem Stängel drängen und durch einen milden Duft auf sich aufmerksam machen. Dazwischen einige Lavendelblüten. Vor einer knappen Woche holte ich die Schönheiten ins Haus und leider sehen die Röschen mittlerweile etwas zerzaust aus. Der Lavendel verbreitet aber immer noch den typischen Geruch.Mein Mann meint: „Stell dir diese riesigen Lavendelfelder in Frankreich vor. Das muss doch herrlich sein. Fürs Auge und auch für die Nase.“
„Stimmt – ich erinnere mich da an meine Kindheit und die Marke Speick“, antworte ich.
Plötzlich schmunzelt mein Gegenüber: „Wie glücklich war meine Mutter früher, wenn sie eine Lavendelseife geschenkt bekam.“
„Ja … und sie wurde nicht benutzt, sondern kam in den Wäscheschrank. Immer wurde sie dort woanders hingelegt und vor allen Dingen – man roch daran.“Mit was für Kleinigkeiten man vor Jahrzehnten Freude schenken konnte. Und was für Kostbarkeiten sie doch damals für die Menschen waren.
Später im Bad werde ich noch einmal an früher erinnert, als ich die wohlriechende Seife zur Hand nehme und mein Blick am zusätzlichen Spender hängen bleibt.
Wie bescheiden man doch früher war.
Obwohl - auch uns ging es in der Jugend noch nicht so gut, denn nach dem Krieg dauerte es eine ganze Weile bis es alles gab und man es sich vor allem leisten konnte.Heidi Gotti