Laterne, Laterne …

             

 

Als Sprechhelferin für ausländische Kinder nach dem Denkendorfer Modell, war ich jahrelang in einem Kindergarten tätig. In Kleinstgruppen von maximal fünf Kindern, vermittelte ich die deutsche Sprache, angelehnt an den aktuellen Stoff des Horts.

In unserem Gartengrundstück lernten meine kleinen Schutzbefohlenen die verschiedenen Obstsorten und wie sie schmecken, bekamen auch Kostproben mit.
Einmal fuhren wir mit dem Bus in die benachbarte Ortschaft und besuchten ein riesiges Möbelhaus. War sehr anstrengend und verantwortungsvoll. Doch die leuchtenden Augen und dabei erworbenen Sprachkenntnisse entlohnten jede Mühe.
Bei Spaziergängen entdeckten wir Blumen und Tiere.
Was ich da alles erzählen könnte!

Außer in meinen eigenen Gruppen war ich auch im Kindergarten selbst integriert und eingebunden, durfte sogar an den Elternabenden teilnehmen.

Begann der Herbst, wurden unter anderem auch Laternen gebastelt. Viereckige, runde und sogar ballonartige entstanden.
Bei den letzteren wurden Luftballons mit verschieden farbigem Transparentpapier überklebt. Manche Tränen gab es, wenn die spitzen Nägel der kleinen Fingerchen die Ballons zum Platzen brachten. Aber hinterher waren alle – Kindergartentanten und Kinder - stolz auf die gelungenen und schönen Laternen.

Wurde es dann draußen gegen Abend dämmrig, liefen wir probehalber.
War es dann soweit, waren auch Muttis, Vatis, Omis und Opis dabei.
Eine Kindergärtnerin vornweg und alle folgten. Natürlich hatten wir auch die passenden Liedchen schon lange vorher einstudiert.
Noch heute höre ich die Stimmchen der Kleinen. Es wurde „Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne … „ ebenso gesungen, wie „Ich geh’ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir …“

Weil aber für diese kleinen Beinchen das koordinieren von gehen, singen und Laterne tragen und das noch in der Dunkelheit, oft nicht einfach war, gab es viele tränenreiche Pannen.
So manche Laterne ging in Flammen auf, andere zu Boden, verlöschten und wurden zertrampelt. Um Kämpfchen zu vermeiden, wurde schlichtend eingegriffen. Es war alles halb so schlimm, denn wir Kindergartentanten hatten immer Ersatz dabei und strahlende Kinderaugen belohnten all unsere Mühen.

Genauso marschierte ich mit meinen eigenen Kindern und oft der ganzen Nachbarschaft durch die Dunkelheit.

Wir Muttis konnten uns dabei so schön unterhalten.

Heidi Gotti

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