Geschichten meiner Freunde und Gäste

über Tiere, Pflanzen, dies und das ...

Bitte nur nach Genehmigung mitnehmen

Die Geschichte von Familie Wellensittich

Das sind Herr Butschi im gelben Frack und Frau Feli (einst Felix!) im blauen Kleid.
Sie bewohnen die Villa Kunterbunt, einen großen Käfig mit Balkon, Badezimmer und mit allem, was zu einem ordentlichen Welli- Haushalt gehört.

Zuerst zog Herr Butschi ein und wurde immer stiller und trauriger. Das änderte sich schlagartig, als ein halbes Jahr später Felix dazu kam.
Sofort war Leben in der Bude. Das begann schon mit Felix` Einzug. Vierzehn Tage sollten die beiden getrennt leben und sich aneinander gewöhnen. Ich beschloss, Butschi weiter frei fliegen zu lassen, Felix bekam einen extra Käfig, der an einer Seite ein Loch hatte, welches ich notdürftig mit Pappe und einem Futternapf zu schließen versuchte.

Gleich am ersten Tag, als ich vom Einkauf zurück kam, traute ich meinen Augen nicht, beide saßen selig vereint, knutschend und zwitschernd, eng aneinander gelehnt ... in der Villa Kunterbunt. Wenn Wellis strahlen könnten, hätten sie auch das noch gemacht. Es war Glück pur und Liebe auf den ersten Blick.

Natürlich war an eine Trennung nicht mehr zu denken. In dem anderen Käfig sah es schlimm aus: Die Pappe zerfetzt, der Futternapf lag unten, Futter war ausgekippt.
Felix hatte gewaltsam versucht, zu Butschi zu gelangen.

Die Liebe war groß, das zeigten auch beide. Es wurde gemeinsam dicht nebeneinander geflogen, gekuschelt und geschnäbelt. Man hätte neidisch werden können.
Felix brachte Butschi alle möglichen Dummheiten bei, wie man zum Beispiel die Jalousie hochklettern, kopfüber mit Glöckchen spielen und schaukeln kann (davor hatte Butschi Angst und war bis heute noch nicht auf der Schaukel). Großen Spaß machte es den beiden, um Frauchens Kopf die Runden zu drehen oder das Muster aus der Tapete zu picken usw. Auch meine Lampe blieb nicht verschont.

Butschi lebte richtig auf und wurde immer mutiger.
Wie bei den Federlosen, den Menschen, wird sich auch hier geliebt und gestritten.
Manchmal ist große Wäsche dran. Dann wird gebadet und Federn werden sortiert. Diese fliegen dann durch die Villa und leider auch in Frauchens Arbeitszimmer.

Mit der Zeit stellte sich heraus, dass Felix eine Feline ist. Sie ist eine richtige Langschläferin.
Wenn Herr Butschi schon lange in der Villa herumturnt, sein erstes Frühstück zu sich nimmt und seine Morgengymnastik macht, sitzt Feline noch müde auf ihrem Schlafholz, dem Bett. Anfangs wurde sich heftig um die Betten gestritten und gelegentlich kam es dabei auch zu Beißereien. Aber nach Frauchens energischem Eingreifen trat langsam Ruhe ein und jetzt werden die Schlafhölzer nur ab und zu gewechselt, aber friedlich. Man hat sich arrangiert.

Aber wie das in jeder guten Ehe ist, irgendwann tritt der graue Alltag ein. Feline wurde immer frecher und fing an, den armen Butschi, der sich nicht mal wehrte, zu beißen und auszuschimpfen.
Wieder musste Frauchen eingreifen, den Butschi in Schutz nehmen und Feline zur Ordnung rufen.
Mittlerweile hat sich alles wieder beruhigt, nur ab und zu träumt mal einer von beiden schlecht, oder einer fällt im Schlaf von seinem Holz. Dann ist nachts die Aufregung groß.
Aber auch da weiß Frauchen Rat, sie öffnet einfach die Tür, dann werden erst mal ein paar aufgeregte Runden geflogen und dann wird weiter geschlafen. Hm!

Ja, so geht es zu bei Familie Welli. Sie führen lange Gespräche, wobei einer immer dem anderen hochkonzentriert zuhört. Oder sie sitzen gemeinsam auf ihrem Balkon und schauen zu, was Frauchen da am PC macht. Es fehlen nur noch die Pantoffeln, das Strickzeug und die Zeitung. Dann wäre das Welli-Leben komplett.
Aber darum sind sie ja keine Menschen sondern ganz liebe Vögelchen.

Danke, liebe Armgard, für diese zauberhafte Geschichte und die Fotos