Freunde für immer
Sonne im Westerwald und in Weilmünster
Morgens am 7. Oktober fuhren wir noch vor acht Uhr bei strömendem Regen in Baden-Württemberg los, mit dem Ziel Hergenroth. Unser zuverlässiger Navigator steuerte uns durch zahlreiche Autobahnen und ein Labyrinth von Baustellen. Das Wetter präsentierte abwechselnd Sonnenschein, Wolken und Regen.
Unser Ziel war der schöne Westerwald, wo ich meine Mail-Freundinnen treffen wollte. Eigentlich war dieses Ereignis für den 13. Oktober in Heidelberg geplant gewesen, da aber meine allererste Mail-Bekannte aus Bottrop dort nicht erscheinen konnte, verlegten wir es auf diesen Tag und Ort. Das dritte „Mäderl“ die Carmen aus North Dakota würde dort auf uns warten. Es sollte die Krönung jahrelanger Mail-Freundschaft sein.
Wir waren vielleicht aufgeregt, das bezeugten zahlreiche Telefongespräche. Und ... wir freuten uns riesig, konnten es nicht erwarten. Wochen- und tagelang die Sorge, würde unser Beisammensein klappen? Dass wir uns gut verstehen, wussten wir aus vielen gegenseitigen Schreiben, in denen über die Gepflogenheiten des eigenen Landes ebenso berichtet wurde, wie über das private Leben. Freud und Leid hatten wir über drei Jahre miteinander getragen, waren bereit zuzuhören, zu trösten und gemeinsam zu lachen. In vielen Fotos hatten wir unser „Äußeres“ präsentiert. Somit wuchs die Spannung zuerst von Tag zu Tag, später von Minute zu Minute.
Dann zeigte sich der Westerwald in seiner bezaubernden Anmut. Hügel, kleine Berge, Wälder, Wiesen und ... Kühe und Pferde. Eine richtige Idylle empfing uns, die an Urlaub erinnerte.Bald hatten wir in dem kleinen Ort unsere Herberge gefunden. Eine geräumige und gemütliche Ferienwohnung vermittelte uns das Gefühl hier heimisch zu sein.
Wie es im Lied heißt, so piff auch in Wirklichkeit der Wind im Westerwald so kalt.
Doch plötzlich rissen die Wolken auf und die Sonne erschien. Waren wir vorher von unserer Pensionswirtin aufs Herzlichste begrüßt worden, schlug uns aus dem Nachbarhaus von Peter, dem Mann von Carmens Mail-Freundin Uschi, Sympathie entgegen.Sofort nach den ersten Sonnenstrahlen erschien SIE, die Carmen Wir lagen uns lachend im Arm und plötzlich war es nicht mehr kalt. Meine Freundin war wirklich so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Warmherzig, unkompliziert und überhaupt nicht fremd. Nun freute ich mich auf zwei schöne gemeinsame Tage.
Mittlerweile war Uschi – ihre Gastgeberin und Freundin – ebenfalls vom Einkaufen gekommen und auch dieser Empfang war sehr herzlich.
Sofort und spontan wurden wir eingeladen und dann saßen wir beisammen. Anthony, Carmens Mann, sah ebenfalls genauso aus, wie auf den Fotos und auch er vermittelte uns eine Vertrautheit, die uns aber überhaupt nicht verwunderte. Nun hatte mein Mann Otto, weitere männliche Verstärkung bekommen. Viel hatten wir zu erzählen, es herrschte keine einzige „Schweigeminute“.Anschließend warteten wir nur noch auf Ruth, die von ihrem Sohn begleitet wurde. Die Spannung wuchs ins Unermessliche. Wir lauerten auf einen eventuellen Anruf, falls sie die Straße nicht finden würden. Befreit hörten wir dann die Glocke der Haustüre. Es bestand kein Zweifel, was ich wahrnahm, ließ mich sofort wissen, es muss unser drittes Mädel sein. Ich stürzte die Treppe nach unten und dann lagen wir uns zu Dritt in den Armen. Was hatte ich bisher versäumt, fragte ich mich, denn auch Ruth wuchs mir sofort real ans Herz. Die jahrelange virtuelle Gemeinsamkeit und Freundschaft war zur Wirklichkeit geworden und wir mochten uns. Ein Feuerwerk der Funken flog hin und her und steckte alle anderen Menschen um uns herum an.
Nachdem sich die größte Aufregung gelegt hatte, fuhren wir gemeinsam in ein wunderschönes Kaffee, am Wiesensee gelegen. Dort entstanden im Lokal und auch am See einige Fotos von uns Dreien.
Leider musste uns Ruth nach ein paar Stunden Beisammensein schon wieder verlassen und wir waren alle traurig. Trotzdem trösteten wir uns mit der Gewissheit, dass unsere Freundschaft für immer bestehen wird.
Am nächsten Tag gingen wir anderen lecker essen, bewunderten anschließend das Gartenhäuschen von Uschi und Peter auf einem sonnig gelegenen Freizeitplatz und genossen das herrliche Wetter. Ja, ja, wenn Engel reisen ...
Anschließend besuchten wir das bezaubernde Städtchen Hachenburg. Inmitten romantischer Fachwerkhäuschen und der Franziskanerkirche steht ein sprudelnder Brunnen, vor dem wir ein erneutes Beweisfoto von Carmen und ihrem Mann Anthony schießen mussten.
Eine Weile später verließen wir gestärkt ein kleines Café, in dem wir alle beisammen saßen, um wieder nach Hergenroth zu fahren.
Es war ein wunderschöner Tag, für den wir unseren neuen Freunden heute noch von Herzen danken. Auch für die tolle Bewirtung und das gemeinsame üppige Frühstück, bei dem wir uns immer so viel zu erzählen hatten.
Herrliche Tage hatten wir gemeinsam verbracht und noch lange werde ich sie in guter Erinnerung behalten.
Keine von uns weiß, ob wir uns in diesem Leben noch einmal begegnen werden. Jede muss das nun selbst in ihrem Herzen verarbeiten. Aber eines ist sicher, von diesem schönen, herzlichen Treffen werden wir noch lange zehren und es in unserer Erinnerung bewahren für die folgenden Jahre.Auf der Heimfahrt besuchten wir in Weilmünster noch eine weitere Freundin, die Ingrid und ihren Lebensgefährten, den Dieter, die wir durch eine andere Mail-Bekannte kennen lernen durften. Auch hier schlossen wir uns gegenseitig ins Herz.
Es bleibt mir nur noch übrig, dem Himmel zu danken, durch dessen Fügung solche Treffen möglich werden. Verabredungen von Menschen, die sich sonst sicher nie begegnen würden. Für mich waren diese geschenkten Momente richtige Sternstunden des Lebens.
Heidi Gotti
Und hier zum Internetklub, bei dem wir uns alle kennen lernten:
http://www.feierabend.tiscali.de/cgi-bin/channel/channel.pl?node_pk=16690