Es war einmal – und doch war es schön …
Wenn ich an meine Kinderzeit zurückdenke, werde ich manchmal wehmütig.
Damals waren wir oft traurig, weil es nichts gab und man vor allen Dingen an den wichtigsten Jahresfesten sehr bescheiden leben musste.So war es auch in der Advents- und Weihnachtszeit.
Die Blätter und Blüten für den Tee wurden bereits in den Frühlings- und Sommermonaten gesammelt und getrocknet. Nun stand der Topf mit dieser Kostbarkeit auf dem mit Holz und Tannenzapfen beheizten Gusseisenofen. Tee und auch dieses Heizmaterial verbreiteten einen wunderbaren Duft, eine Ahnung auf den Heiligen Abend.
Äpfel schmorten auf der Herdplatte. Ihr Zischen war nicht zu überhören und oft stand ich daneben. Das Wasser lief mir im Mund zusammen und ich konnte es nicht erwarten, diese Leckerei langsam und genüsslich zu verspeisen.
Reisig hatten wir im Wald gesammelt, Winterstürme und Schneelast hatten sie uns „spendiert“, wir brauchten sie nur aufzuheben. Mutti hatte einen Adventskranz daraus gezaubert und überall hingen und lagen diese harzig duftenden Äste und verbreiteten eine herrliche Atomsphäre.
Fernsehen? Das gab es damals noch nicht und auch in der ersten Zeit keinen Rundfunkempfänger, denn das hätte das Stromaggregat in unserer Mühle nicht geschafft. Licht spendeten die damals üblichen Stalllaternen, die mit Petroleum gespeist wurden.
Selbst Kerzen waren Luxus und es war etwas Besonderes, welche zum Fest zu bekommen. Immer nur kurz wurden sie angezündet, um lange etwas davon zu haben.
Trotzdem war es mir ohne Medien nicht langweilig. Wir sangen Advents- und Weihnachtslieder und es wurde viel gebastelt.
Und dann erschienen der Bischof und das Christkindl mit dem wüsten Gesellen dem Krampus. Der sah schrecklich aus mit dem schwarzen Gesicht, den Hörnern auf dem Kopf und seinem Pferdefuß, mit dem er immer aufstampfte. Das Rasseln der Kette höre ich noch heute. Wir waren vor Angst erstarrt, überhaupt wenn er die Buben in seinen Sack stopfte und mit der Rute darauf klopfte.Der Weihnachtsbaum war damals noch rustikal geschmückt.
All meine Basteleien konnte ich darauf entdecken. Lange hatten wir glänzendes Material von Verpackungen gesammelt, um diese entstehen zu lassen. Zapfen wurden im Wald gesucht und Äpfel von den Wiesen. Nachdem sie mit Aufhängern aus Wollresten und allem was dafür geeignet war, versehen waren, hingen diese am Baum. Die Zapfen im dunklen Braun und die kleinen rotbackigen Äpfelchen bildeten einen schönen Kontrast.
Geschenke? Man war froh, etwas Gestricktes oder Genähtes zum Anziehen zu bekommen. Auch bei mir war nur eine Bastelarbeit drin, über die sich meine Eltern mehr freuten als später über das Gekaufte.
Wieder sangen wir unter dem Baum und wenn ich an das schönste Lied der Lieder denke, das „Stille Nacht“, bekomme ich eine Gänsehaut und könnte heute noch heulen. Es war eine Gemeinschaft und Liebe, die man greifbar fühlte.
Wie anders ist es leider heute geworden. Wehmütig kommen mir diese Gedanken und ich kann sie nicht verscheuchen.
Eigentlich möchte ich es auch nicht, denn es waren für mich – trotz aller Bescheidenheit - schöne Feste.Heidi Gotti
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