Eine faszinierende Invasion

Nichts ist schöner, als nun im Rentnerdasein morgens gemütlich zu frühstücken.
Sich Zeit lassen, unsere Devise.
Doch plötzlich: was ist das?
Aus dem kleinen, etwas erhöht liegenden Wintergarten, der mit einem Rundbogen an die Küche grenzt, klingen seltsame Töne.
Spitze Schreie wechseln sich mit seltsamem Geschnatter ab. Das wird untermalt von einem einzigen lang anhaltenden Trommelwirbel.
Wo ist unser Stubentiger? Eben kommt er zur Küchentür herein. Geduckt, die Ohren angelegt, das Fell gesträubt, den Schwanz dick aufgeplustert wie bei einem Eichhörnchen. Vier Samtpfoten schleichen vorbei und der Blick des Katers ist mehr als erstaunt, ja irritiert.

Nun muss ich doch schauen, was da los ist. Doch es ist zu spät. Wie im Gruselfilm „Die Vögel“ schwirrt ein riesiger Schwarm schwarzer Monstervögel beim Fenster auf und ab.
Husch sind alle weg. Amseln, vermuten wir.

Das Vogelhäuschen ist leer geputzt, kein Brösel mehr zu entdecken und auch das Fensterbrett wie geschleckt. Also wird nachgefüllt.
Da sich die Sonne wenigstens ein wenig zeigt, setze ich mich im Wintergarten hinter der Fadengardine zum Entspannen hin. Eben am Entschlummern, wieder diese undefinierbaren Laute und ein erneutes Trommeln. Das Vogelhäuschen scheint zu platzen, denn drinnen drängen sich zu viele Vogelkörper. Auf den Anflughilfen und dem Häuschen selbst herrscht Hochbetrieb, ebenfalls auf dem langen Fensterbrett. Mindestens zwanzig bis dreißig spitze, gelbe Schnäbel trommeln, um die dargebotenen, selbst gefetteten Haferflocken aufzunehmen. Schwarze Vögel, auf dem Leib viele silbrige Punkte und am Hals glänzende Farben, in rot, bläulich und grün, in der Sonne glänzend. Stare, die hier Station machen, da der Winter nicht weichen will und der Schnee jegliche Futtersuche unmöglich macht.

Jeden Tag Haferflocken in Fett leicht anrösten. Da unser Vorrat erschöpft ist, muss eingekauft werden. Es gibt kein Vogelfutter mehr, auch keine Meisenknödel und Co. Eben erwischen wir noch die letzten vier Päckchen normaler Haferflocken.

Tagelang – kaum, dass wir das Futter draußen angebracht haben, stürmen diese munteren Gesellen das Häuschen und arbeiten sehr präzise. Es wird geschnattert, geflattert, gestritten und getrommelt.

Leider blieben die Stare beim Fototermin nicht in der besten Position sitzen. Schreckhaft waren sie schneller weg, als wir schauen konnten, trotz vorgezogener Gardine.
Auch war es draußen wieder sehr düster und schneite laufend, was auch nicht eben half. Trotzdem konnten wir wenigstens eine Ahnung dieser faszinierenden Invasion ablichten.

Nun sind wir gespannt, wie lange wir dieses Schauspiel noch beobachten können, das selbst für unseren Kater so unbegreiflich packend ist, dass er nur staunend zuschaut.

Beobachtet ab dem 6. März 2010

Heidi

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