Advent – die Zeit der Geheimnisse

Nachbars Walnussbaum streckt sein kahles „Gerippe“ anklagend gen Himmel.
Schneefall hat eingesetzt und überzieht jeden Ast mit einem weißen Mäntelchen und setzt allen Stümpfen verzaubernde Mützen auf. Blumen und Pflanzen ruhen und freuen sich, von den vielen Flocken warm zugedeckt zu werden.
Im Wald hebt das Wild witternd den Kopf, denn es weiß, sein Freund der Förster, wird es im Winter gut versorgen.
Am Vogelhäuschen herrscht Hochbetrieb. Meisen hängen kopfüber an den aufgehängten Knödeln des Fettfutters. Oder sie versuchen schnell ein Körnchen zu erhaschen. Ihr zischendes „tzzz – tzzz“ ist schon von weitem zu hören. Spatzen lassen ihr energisches „gib – gib“ erklingen und sind da schon frecher. Sie sitzen mitten im Futter und weichen nur den größeren Vögeln. Die Finken bilden oft das Fußvolk, das sich mit den Haferflocken und Sonnenblumenkernen begnügt, die auf den Boden fielen. Besonders dreist sind die Amseln. Sie sitzen im Häuschen und fressen wie die Hühner. Vom lauten „zig – zig“ des Spechtes müssen sie erst vertrieben werden. Hilft das nicht, hackt er auch schon mal in Richtung dieser schwarzen Riesenvögel. Sogar der Eichelhäher ist oft zu Gast und die Elster kommt hin und wieder vorbei. Als Teilzieher fallen manchmal auch Bergfinken und Stare in großen Scharen ein. Sie bleiben je nach Wetter einen oder mehrere Tage. Manchmal ziehen sie gleich weiter, nachdem sie sich gestärkt haben.
Selbst Eichhörnchen kann man beobachten, wie sie von Baum zu Baum springen. Sicher hatten sie sich bereits im Herbst einige Walnüsse versteckt, die nun gesucht werden.

Im Haus aber brennt nun die erste Kerze am Adventskranz.
Tannenduft vermischt sich mit dem köstlichen Geruch der allerersten Weihnachtsplätzchen. Heißer Tee dampft in den Tassen.
Die Mutter stimmt das „Leise rieselt der Schnee“ an und Vati und die Kinder fallen in den Gesang mit ein. Advents- und Weihnachtslieder folgen und in den Herzen der Familie wird es warm. Sie rücken noch näher zusammen, Hände berühren sich und man dankt Gott.
Dämmerung weicht der einsetzenden Dunkelheit und Augen strahlen im Kerzenlicht.
Die Geschwister stecken tuschelnd die Köpfe zusammen. Geheimnisse liegen in der Luft. Wunschzettel werden geschrieben und aufs Fensterbrett gelegt. Es ist die Zeit des Bastelns und der Geschenke, aber auch die Zeit der Erwartung und der Vorfreude auf den Nikolaus und das Christkind.
Ob sich wohl alle Wünschen erfüllen werden?

Heidi Gotti

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