Das ehemalige Benediktinerkloster wurde um 1100 von den Staufern gegründet. Es lag in der Nähe des Hohenstaufen und sollte als Grablege dieser mächtigen Adelsfamilie dienen. Die ursprünglich kleine Anlage auf dem engen Felsplateau wuchs über die Jahrhunderte. Vor allem im östlichen Bereich kamen Wirtschaftsgebäude und ein repräsentatives Abtshaus hinzu.
Das Kloster bildete eine Welt für sich: Beten und Arbeiten - beide Seiten des klösterlichen Lebens spiegeln sich in den Gebäuden der Klosteranlage wider.
Über die Zugbrücke durch den Torturm, vorbei am Torhaus vorbei betraten wir das Innere des Klosters. An das Tor- oder Reiterhaus schließt sich ein Rundturm und die Zehntscheuer an.
Hier ein Anblick von außen und von innen:
Auf der linken Seite entdeckten wir bald das Wasch- und Backhaus: Ein als Brau- bzw. Brennhaus nachweisbares Gebäude aus Holzfachwerk, wurde um 1606 errichtet. Im Gebäudeinventar von 1735 erscheint dieses Haus als Wasch-, Back- und Brennhaus. An seiner Stelle wurde 1808 für die gleichen Funktionen ein größeres Gebäude aus Stein gebaut.
Bild von links und vorne und rechts mit Vorderansicht
Das nächste Gebäude ist "Luginsland": Bereits 1756 wurde das Gebäude an der südlichen Ringmauer als "Observations- oder Wachthäuschen" bezeichnet und aus Mitteln des württembergischen Staates unterhalten. Dies weist auf die Funktion hin: Es diente wahrscheinlich zur Überwachung des Verkehrs auf der Fernhandelsstraße von Nürnberg nach Cannstatt, die unterhalt des Klosters vorbeilief.
In der Mitte des Klosterhofes plätschert ein Brunnen unter einem großen Schatten spendenden Baum.
Vor dem Klostergarten steht eine interessante Bank, den Garten betritt man durch diesen Eingang:
Beete mit den Namensschildchen der Pflanzen wechseln sich ab mit einem gluckernden Steinbrunnen und Rinnsalen zwischen den Gewächsen.
Der Klostergarten endet an der Klostermauer, bei einer Holzschnitzarbeit, rechts geht es zur Klosterkirche, einer romanischen Pfeilerbasilika mit Querhaus und ausgeschiedener Vierung.
Hoch ragt der Turm der Basilika in die Höhe und die Rückansicht ist bombastisch:
Neben der Kirche befindet sich der Zugang zur Prälatenstube, dem Kapitelsaal und dem Refektorium:
Die Prälatenstube ist vertäfelt und bemalt. Die Bemalung entstand am Ende des 17. Jahrhunderts. Es handelt sich um emblematische Darstellungen: eine Mischung aus lehrhaften Texten und einem Bild. Der unbekannte Maler benutzte für alle Tafeln Vorlagen aus einem einzigen Werk.
Jede Tafel hat einen besonderen Sinn, auch auf Lateinisch:
Tafel 1: Ein freier Kopf lässt sich nicht knechten. Mit dem Bild eines Löwen, Inbegriff der Stärke. Er bleibt ein Löwe, auch wenn ihn ein Menschlein in einen Käfig steckt.
Tafel 2: Den Starken bezwingt die stärkere Macht. Die Zeilen erklären, dass der nicht zu zähmende Bär - auf dem Bild - einem Knaben gehorcht, wenn dieser ihn am Nasenring führt. So könne auch ein Fürst das zügellose und tobende Volk durch die Fesseln der Gesetze zähmen. Tafel 3: Bei der Erfüllung des Begehrens schlägt das Schicksal zu. Es wird folgendes Motiv beschrieben: der Geier, der gerade mit der Beute seinen Hunger stillen will, wird selbst Beute des leichten Pfeiles. Die Schlussfolgerung: der Tyrann, der sich daran freut, Unschuldige zu töten, wird selbst getötet. ´Tafel 4: Nicht zu Unrecht - die Zeilen warnen den Schmeichler davor, dass der Glanz der Gnade eines Herrn zugleich eine verzehrende Flamme ist, die alle, die ihr zu nahe stehen, verbrennt. Das Bild zeigt einen Hund, der sich am Feuer verbrennt. Tafel 5: Auch der Vorsichtige wird, obwohl er sich in Acht nimmt, gefangen. Das Epigramm darunter beginnt mit "Trau, schau, wem du (meistens) sicher vertrauen kannst". Der Hirsch, der im Bild mit zusammengebundenen Vorderläufen zu fliehen versucht, wäre den Nachstellungen entkommen, hätte er nicht, vom Lockruf verführt, freiwillig die Läufe zum Fesseln hergehalten. Tafel 6: Er (Gott) wird ihrer spotten. Das Bild zeigt einen Hund, der den Wind anbellt; die Zeilen lehren, dass, so wie der Wind nicht vom bellenden Hund beeindruckt wird, Gott über den Streit der Menschen über Glaubenslehren lacht.
Im kleinen, runden Kapitelsaal befindet sich ein bombastisches Bild, ein Staufer-Rundbild. Dessen Größe: 30 Meter x 4,5 Meter.
Mitte der Neunziger Jahre fertigte der in Lorch wohnhafte Maler Hans Kloss einen Entwurf zu einem Rundbild über die Gründung des Klosters Lorch im Jahre 1102 und den historischen Aufstieg und Fall des deutschen und europäischen Herrschergeschlechts der Hohenstaufen zwischen 1102 und 1268 n. Chr.
Die Standortfrage wird geklärt, ein Förderverein zur Finanzierung gegründet. Auch die Stadt Lorch beteiligt sich an den Herstellungskosten. Dauer der Ausführung vier Jahre.
Im Juli 1998 beginnt der Künstler mit der Übertragung des Entwurfs als Bleistiftvorzeichnung auf die Leinwand der Rotunde und kann am 6. Dezember 1999 mit der farbigen Ausmalung in Öl beginnen.
Es entsteht ein historisch fundiertes Panoramagemälde mit einer Landschaft vom heimischen Hohenstaufen bis Neapel. Hans Kloss lässt die Besucher an der Entstehung des Werkes teilhaben.
Die Fertigstellung erfolgte zur 900-Jahr-Feier des ehemaligen Benediktinerklosters und Grablege der Gründerfamilie am 3. Mai 2002.Das Rundbild beginnt mit dem Hohenstaufen
und fährt fort mit dem Wäscherschloss,
der Burg Weinsberg bei Heilbronn,
der Kaiserpfalz Wimpfen,
der Burg Trifels und dem Dom zu Aachen,
der Kaiserpfalz Gelnhausen bei Frankfurt und der Festung Marienburg in Würzburg, den Alpen – Comer See,
der Stadt Mailand,
den Städten Jerusalem/Byzanz und dem Mittelmeer –Zypern – Venedig, sowie dem Fluss Saleph in der Türkei,
dem Bodensee mit Konstanz und dem Hohentwiel,
dem Kastell in Oria und der Schlacht bei Benevent,
dem Castel del Monte (Apulien) und Sizilien – Neapel.Ich versuche mit folgenden Bildern diese Herrlichkeit wiederzugeben. Es sind immer zwei Stationen beisammen - und jeweils zwei Bilder nebeneinander. Wenn man sich das in einem runden Raum vorstellt, begonnen jeweils neben der Türe ist es der Wahnsinn, geht auch bis zur Decke hoch.
Im Refektorium, dem einstigen Speisesaal der Mönche, sind spätgotische Wandmalereien aus der Zeit um 1530 erhalten. Als Vorlage der einfarbigen Gemälde dienten dem Maler Kupferstiche von Albrecht Dürer und Holzschnitte von Lucas Cranach.
In der Nähe des Osteingangs zum Kloster kann man die Nachbildung eines hölzernen, römischen Wachturmes bewundern. Er erinnert an den Verlauf das Obergermanisch-Rätischen Limes.
Als wir das Kloster besuchten, fanden dort Römerspiele statt, eben auch wegen des Limes:
Der Rundgang außerhalb des Klosters an der Wehrmauer entlang, zeigt auf der südlichen Seite eine herrliche Landschaft. Rechtes Bild die Wehrmauer im Norden von innen hinter der Kirche.
Im Städtchen Lorch gefiel uns die Kirche: