Urlaub 2008

Gunzenhausen, Wald und der See

24. Juni


An diesem Tag wollten wir nach Gunzenhausen. Unser Navi führte uns nach der Programmierung zur Touristikinformation. Dort deckten wir uns mit eigenen Prospekten ein, da die vorhandenen im Zimmer verbleiben sollten und nahmen auch eine Autokarte mit.
Kaum in der Stadt, begann es zu regnen und wir mussten uns – da wir nur einen Schirm dabei hatten – einen weiteren kaufen. So bewaffnet machten wir uns auf, um die Innenstadt unsicher zu machen. Ich hielt den Schirm und Otto fotografierte. Mit nackten Beinen in den Sandalen machte ich die tollste Kneipp-Kur, die man sich nur wünschen kann. Auch die Hosenbeine waren bald mehr als feucht, was uns aber nicht sonderlich störte, es war wohl angenehm frisch, aber nicht kalt. Wir hatten dünne Windjacken im Auto, die uns zusätzlich noch vor der Nässe schützten, uns aber schwitzen ließen.
 

Schon beim Parken hatten wir die ersten Kostbarkeiten der Stadt erspäht:

Der Färberturm – 30 m hoch ist ein stattlicher Rundturm aus dem 14. Jahrhundert; auch Diebsturm oder Pulverturm genannt. Einst Verwendung als Pulvermagazin und Gefängnis. Am Fuß des Turmes wurde früher eine Färberei betrieben, daher stammt der Name. Heute ist er ein Aussichtsturm.

Tafel am Färberturm:
Färberturm, Diebsturm
Erbaut um 1300
Teil des ehem. Weißenburger Tores
Höhe ca. 31,50 m
völlige Renovierung 1980

 

Neben dem Färberturm beeindruckte uns ein Gebäude, das wohl noch die alte Stadtmauer mit Wehrgang beinhaltet.

 

Anschließend steuerten wir die in der Nähe befindliche Kirche an:

 

Tafel an der Kirche:
Auf dem Kirchenplatz stand das
unter Kaiser ANTONINUS PIUS
(138 – 161 n. Chr.) erbaute
Numeruskastell Gunzenhausen.
Zerstört im großen
Alamannensturm 233 n. Chr.

 

Von 150 bis 240 n. Chr. stand auf dem heutigen Kirchplatz ein römisches Kastell. Es diente zur Sicherung des Limes und der Altmühlfuhrt und wurde von den Alemannen zerstört.
An gleicher Stelle wurde vor 754 ein Kloster gegründet. Es war Eigentum Ludwig des Frommen und wurde dann an die Benediktiner übereignet.
In einer Urkunde taucht der Ortsname zum ersten Mal auf: 823 „Gunzinhusir“ = „Haus des Gunzo“, ein ortsansässiger Adeliger, der hier Besitz verliehen bekommen hatte. Als Klosterkirche diente vermutlich eine Holz- und Steinkirche, wie lange sie stand ist nicht bekannt.
1183 und 1195 ist die Weihe einer größeren Kirche durch Bischof Otto von Eichstätt historisch verbürgt.

Die Vorgängerkirche der gotischen Kirche St. Mariäe Virginis war zu klein geworden – Gunzenhausen hatte die Stadtrechte erhalten. So begann man im 15. Jahrhundert mit dem Bau des Langhauses als Basilika und vervollständigte nach und nach.
In der Barockzeit wurde ein Steingewölbe anstelle der vorhandenen Holzdecke eingebaut und weiter gebaut und vervollständigt.
Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche im neugotischen Stil umgestaltet.
Im 20. Jahrhundert bekam die Kirche Heizung und Strom und es wurde noch mehr innen und außen renoviert.

Vor dem Gebäude der Marienkirche steht die neue Jakobsfigur, in Bronze gegossen und 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Diese Skulptur trägt alle wichtigen Zeichen eines Pilgers: Die Muschel, die Flasche, den Beutel, den Pilgerstab und den Pilgerhut.


Das Muschelsymbol – in der Kirche abgebildet - ist der Ausweis des Jakobspilgers und als Erkennungszeichen immer mitzutragen
Die Jakobsfigur im Kirchenschiff trägt unübersehbar das Muschelsymbol, gleich in zweifacher Form. Die Figur ist unbekannter Herkunft.
Außerdem ist Jakob in einem spätmittelalterlichen Wandfries zu sehen.

Die Symbole des Jakobweges – alt und neu – sind nebeneinander zu entdecken.
An einem Baum auf dem Kirchenvorplatz vor dem Südeingang der Kirche ist das bisherige „Wanderzeichen“ der Jakobspilger angebracht.
Und zu Füßen der neuen Jakobsskulptur das neue, europäisch vereinheitlichte Symbol: die Muschel als Sonnenstrahl.

Der Jakobsweg in Europa
Das Grab des Apostels Jakob in Santiago de Compostela in Spanien war Ziel der Wallfahrt von Millionen von Menschen im Mittelalter. Aus vielerlei Gründen zogen diese Menschen diesen Weg: Den heimatlichen, beengten Raum verlassen. Unterwegs sein. Kaufmännisches Interesse.
Aber auch religiöse Interessen: Aufgrund der mittelalterlichen Bußordnung verpflichteten sich viele durch Gelübde oder ähnliches zu einer Wallfahrt. Hinzu kamen die Strafwallfahrten: Hierdurch konnte sich ein Täter der Blutrache entziehen. Kam er zurück, war er gereinigt. Auch der Gedanke, eine böse Tat durch eine gute zu sühnen, war durchaus realistisch.
Und so zog sich der Weg ab etwa dem 9. Jahrhundert durch ganz Europa bis zum Niedergang der Wallfahrt im ausgehenden 16. Jahrhundert.
Seit etwa 20 Jahren wird der Jakobsweg zunehmend wieder zum Leben erweckt. Immer mehr Menschen werden von dieser religiösen Erfahrung in ihren Bann gezogen.

Wallfahrts- und Jakobslegenden
Die Legende erzählt:
Jakob, ein Jünger Jesu bekehrte einen jüdischen Zauberer zum Christentum. Dies erboste den Hohenpriester so sehr, dass er ihn verhaften, verurteilen und hinrichten ließ.
Freunde des Jakobus nahmen bei Nacht heimlich seinen Leichnam und legten ihn auf ein Schiff. Sie befahlen ihn und sich der Weisheit Gottes und ruderten nicht. Ein Engel geleitete das Schiff um Spanien herum bis nach Galicien. Dort trugen die Jünger den Leichnam an Land. Sie legten ihn auf einen großen Stein. Der gab unter dem Leichnam nach wie Wachs und formte sich in wunderbarer Weise zu einem Sarg.

Von der Auffindung erzählt eine andere Legende:
In der Zeit Karls des Großen lebte in San Felice ein Einsiedler mit Namen Pelagius. Diesem verkündigten Engel, dass der Leichnam des heiligen Apostels hier ruhe. Gleichzeitig machten übernatürliche Lichterscheinungen die Einwohner von San Felice aufmerksam. So wurde Theodomir, der Bischof von Iria Flavia benachrichtigt. Wie der des Lichts ansichtig wird, befiehlt der ein dreitägiges Fasten. Danach zieht er mit den Gläubigen zu der vom Licht bezeichneten Stelle und findet dort das marmorne Grabmahl des Apostels Später wurde hier eine Kirche gebaut. So entstand auch der Name „Santiago de Compostela“: Sankt Jakob auf dem Sternenfeld.

 

Hier der Innenraum der Kirche.

Auch eine Kerze zündeten wir an und verharrten im stillen Gebet.

 

Die Legende des Heiligen Christophorus, dessen Bild in der Kirche zu finden ist.
Ein Riese aus Kanaan mit Namen Reprobus ist von furchtbarem Antlitz und 12 Ellen hoch. Er sucht sich den mächtigsten König der Welt, nur ihm will er dienen. Als dieser König bei einem Lied, in dem der Teufel genannt wird, sich jedes Mal bekreuzigt, spürt Reprobus, dass dieser Teufel ein mächtigerer König ist. Er beschließt diesen zu suchen. In einer Einöde findet er ihn in Gestalt eines schwarzen Ritters mit einer schrecklichen Begleiterschar. Er stellt sich in seinen Dienst. Als sie zusammen ihrer Wege ziehen, wird ein Kreuz sichtbar. Da macht der Teufel einen Umweg um dieses Kreuz, weil er das Bild des Gekreuzigten mehr als alles auf der Welt fürchtet. Reprobus verlässt auch ihn und macht sich auf die Suche nach diesem Christus – nur ihm will er dienen. Ein Einsiedler gibt ihm schließlich den Rat, lange zu fasten, um Christus zu finden. Reprobus vermag das nicht. Als Ausgleich übernimmt er die Aufgabe, Menschen auf dem Rücken über einen gefährlichen Fluss zu tragen, denn er ist ja groß und stark. Gestützt auf eine lange Stange trägt er unermüdlich hinüber und herüber. Eines Nachts hört er eine Kinderstimme rufen, kann aber in der Dunkelheit nichts erblicken. Nach dem dritten Ruf erblickt er ein Kind, das hinübergebracht werden will. Wie er nun mit ihm auf der Schulter ins Wasser steigt, wird die Last immer schwerer und schwerer, das Wasser schwillt auf, er fürchtet zu ertrinken und glaubt die ganze Welt läge auf seinen Schultern. „Mehr als die Welt hast du getragen“, sagt ihm das Kind, „der Herr, der die Welt erschaffen, war deine Bürde“, drückt ihn unter das Wasser und tauft ihn.
Am Ufer erkennt Reprobus Christus als seinen Herrn. Ihn hat er getragen und heißt fortan „Christophorus, der Christusträger“. Als Bekräftigung seiner Taufe grünt und blüht sein Stab.

Wenn man die Marienkirche durch das Südportal betritt, fällt einem das monumentale Christophorusbild an der Stirnwand des südlichen Seitenschiffes auf. Zu sehen ist die riesenhafte Figur eines Mannes mit einem Stab in der Hand, der auf den Schultern ein kleines Kind trägt. Dieses hat einen Heiligenschein. Der Mann watet durch einen Fluss, an dessen Seiten jeweils der Rand eines Flusstales zu sehen ist. Dabei hat der Künstler damals eine mutige Entscheidung getroffen: Dieser Mann trägt das Christuskind eindeutig durch die Altmühlfurth in Gunzenhausen. Man kann es auch an weiteren eindeutigen Gebäuden erkennen.
Die Zahl 1498 ist deutlich auf dem Bild zu erkennen.

Der Heilige Christophorus wurde zu einem der 14 Nothelfer der katholischen Kirche. Sein Kult fand in ganz Europa Verbreitung, seit dem 16. Jahrhundert sogar in Amerika.
Er wurde zum Schutzheiligen der Pilger, der Reisenden, Schiffer und Fuhrleute. Auch als Helfer bei allen Gefahren, die es im Mittelalter reichlich gab.
So fanden sich ab dem 13. Jahrhundert in vielen Kirchen überlebensgroße Bilder des Heiligen an den Kirchenwänden, die Darstellung ähnelte sich bald.
Anders als bei den übrigen Nothelfern war bei ihm ein Gebet nicht nötig, es reichte, sein Abbild anzublicken.

Einige Beispiele:
An jedem Tag, an dem du dieses Bild siehst, an diesem Tag fürwahr wirst du einen schlimmen Tod nicht sterben.
Kaiser Friedrich III (1440-1493) hielt in seinem Notizbuch folgenden Vers fest: „An welchem Tag auch immer du die Gestalt des Christophorus an siehst, wirdt du nicht zuschanden werden und nicht an einem schlimmen Tod zugrunde gehen: an einem solchen Tag wahrlich wirst du von keinem Leid beschwert.“

Als letztes Beispiel: Christophorus stand bei Arm und Reich, sogar bei den Herrschenden hoch im Kurs. Ein richtiger Volksheiliger also.

In der St. Marien Kirche befindet sich an der Nordwand des Chores unter anderem ein Wandgemälde: die Apostelreihe mit Jesus. Es ist das älteste der drei noch erhaltenen Wandmalereien.
1700 bis 1707 wurden sie übermalt und gerieten 200 Jahre in Vergessenheit.
1947/48 wurden sie wieder freigelegt.
Der friesartige Bildstreifen ist 10 m lang und 2,50 m hoch, in 15 marmoriert gemalte Säulen und 13 nicht immer gleich große Nischen eingeteilt, überdacht durch gotische Bogen und kleine Ecktürmchen. In den Nischen stehen Jesus und 12 Apostel in der typischen Kleidung: Untergewand (Tunika) das bis zu den Füßen reicht, ein Gürtel und das Obergewand (Mantelpallium)
Die Apostel sind barfuß. In Anlehnung an die Aussendungsgeschichte – Matth. 10,10 – dürfen sie keine Schuhe, keine Tasche, keinen zweiten Rock besitzen und auch sonst keine Vorsorge treiben. Der Heiligenschein weist sie als Menschen aus, die in der Kraft Jesu wirken und seinen Auftrag im Leben bewahrheiten.
Im Apostelzyklus von St. Marien ist jeder Gestalt ein Schriftband mit einem Satz aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis zugeordnet. Das nennt man gewöhnlich Apostelabschied.
Dafür gibt es im Mittelalter mehrere Beispiele. Sie gehen auf eine etwa seit dem 5. Jahrhundert nachweisbare Legende zurück. Ihr zufolge haben sich die Apostel nach dem Pfingstfest, bevor sie als Boten des auferstandenen Jesus in die Welt hinaus gingen, noch einmal getroffen, um die Grundzüge der Botschaft festzulegen, die sie zu verkündigen hatten.
Jeder Apostel hat dazu einen Satz beigetragen. Daraus sei dann das apostolische Glaubensbekenntnis entstanden, das bis heute den Christen aller Konfessionen gemeinsam ist.
Gleichzeitig waren den einzelnen Aposteln in solchen Zyklen typologisch oft Propheten- oder Erzvätergestalten mit kurzen Sätzen aus deren Schriften zugeordnet. Dies sollte zeigen, dass die Lehre der Apostel auf den Worten zur Heiligen Schrift des Alten Testaments aufbaut, nach dem Grundsatz: Im Neuen Testament ist geoffenbart, was im alten noch verborgen ist.

Der Gunzenhäuser Apostelabschied mit Texten, die teilweise nicht mehr zu lesen sind:

Jesus – in einfacher brauner, gegürteter Tunika, ohne Mantel, in betender Haltung.
Text: „wer da ...un getafft der virt selig hi un(d) dort“

Petrus – mit dem Schlüssel, Tunika und Mantel in festlichem Gelb und ein großer gesäumter Schulterkragen weisen auf seine besondere Stellung hin. Sein besonderes Attribut ist der Schlüssel.
Text: „Ich gelab in gott vatter allmechtigen schöpfer des him(m)l der erde“

Andreas, mit dem Kreuz, an dem er stirbt.
Es hat die typische X-Form, die nach ihm „Andreaskreuz“ genannt wird. Darauf wird er nach der Legende „nur“ angebunden, damit sein Martyrium sich möglichst lange hinzieht.
Text: „...nd.....seine(n) inig sohn unsern heren”

Thomas mit der Lanze.
Er hat im Laufe der Legendenbildung verschiedene Attribute. Diese werden ab dem 13. Jahrhundert von der Lanze verdrängt, die im 15. Jahrhundert durchgängig zu seinem ständigen Attribut wird.
Text: „Dr empfane ist vom heilig geist ist gepore aus maria jungfrau“

Johannes mit dem Kelch.
Die Legende erzählt: In einer Machtprobe zwischen Diana und Christus gibt der Priester der Göttin dem Apostel Gift zu trinken. „Da nahm Sanct Johannes den Kelch und machte ein Kreuz darüber und trank das Gift alles aus; und es schadete ihm nichts.“
Text: „gelitten unter Pontius Pilatus gekreuzigt gestorben und begragen“

Jakobus der Ältere mit Pilgerstab und Brotbeutel.
Er wird bis ins 14. Jahrhundert in herkömmlicher Aposteltracht dargestellt. Unter dem Einfluss der Pilgerfahrten zu seinem Grab nach Santiago de Compostela wird er dann mit Vorliebe in Pilgertracht (Stab, Tasche, Kürbisflasche, Hut mit Muschel) wiedergegeben.
Text: Ab gest zur hölle am 3. Tage w Auferstanden v totten“

Jakobus der Jüngere mit dem Wollbogen.
Der Wollbogen ist ein sehr gebräuchliches Werkzeug der Tuchwalker im späten 14. und 15. Jahrhundert und löst in dieser Zeit die einfache Walkerstange als individuelles Attribut Jakobus des Jüngeren ab.
Weiter gilt Jakobus der Jüngere in der Legende als Bischof von Jerusalem. Er wird von seinen Feinden von der Zinne des Tempels gestürzt und mit einer Walkerstange erschlagen.
Text: „Auf gefahren in den him(m)mel sitzet z rechten hand gottes des allmächtigen vaters“

Philippus mit dem T-Kreuz.
In dieser Form der crux commissa, des aneinander gefügten Kreuzes T, tritt sein Attribut besonders im 15. Jahrhundert auf. Philippus wird hochbetagt von den Heiden gekreuzigt.
Text: „Von dan(n) er kom(m) as ist zu richten die lebendige(n) und die totten“

Bartholomäus mit dem Messer
Er kommt im Evangelium meist in Verbindung mit Philippus vor. Als einzige Gestalt in dieser Apostelreihe trägt er einen weißen Mantel. In der Legende wird Menschen, die ihn suchen, ein weißer Mantel als Kennzeichen genannt. Das Messer als sein Attribut steht als Zeichen, dass ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen wurde. (In späteren Darstellungen trägt er oft seine Haut über dem Arm).
Text: „Ich glaube an den heiligen geist“

Paulus mit Buch und zwei Schwertern
Das geöffnete Buch kennzeichnet ihn als den Verkünder des Evangeliums in der Welt. Von den beiden Schwertern bedeutet das eine das Martyrium, das andere wohl „Das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes“. Er wird nach der Überlieferung am selben Tag, an dem Petrus in Rom gekreuzigt wird, dort mit dem Schwert hingerichtet. Diese Todesart steht ihm als römischer Bürger zu.
Text: „Die heilige kristliche kirche gemeinschaft (de)r heiligen“

Judas Thaddäus mit der Keule
Text: „Ablas der Sunden“

Simon Zelotes mit der Säge
Beide Apostel, Judas und Simon, treten im Evangelium und in der Überlieferung immer gemeinsam auf. Sie gelten in der Legende als Brüder Jakobus des Jüngeren, dessen Nachfolger auf dem Jerusalemer Bischofsstuhl Simon gewesen sein soll. Vielleicht rührt daher die Mütze, die er wie bei Jakobus auf dem Bild trägt.
Text: „Aufstehung des fleisch“

Matthäus (?) mit dem Winkel.
Die Identifizierung ist unsicher. Der Winkel kommt außer Matthäus nur noch gelegentlich dem Thomas zu. Dieser ist aber in dem Gunzenhäuser Apostelbild zweifelsfrei durch die Lanze identifiziert. So bleibt für das Attribut Winkel eigentlich nur noch Matthäus übrig.
Nach der Überlieferung stirbt er durchs Schwert.
Text: „Ein ewig leben“

 

Dann gibt es noch Kiri den Kirchenhund der Evang.- Luth. Stadtkirche St. Marien zu Gunzenhausen.
Dieser wohnt nun im Jahr 2008 seit genau 500 Jahren in dieser Kirche.
Eigentlich ist er adelig und heißt Kyriakus. Aber sein Herr, Ritter Paul von Absberg, hat ihn immer nur „Kiri“ gerufen.
Als Paul von Absberg 1503 starb und in dieser Kirche bestattet wurde, war der Hund sehr traurig. Er wollte und wollte sich nicht vom Grab entfernen und man hat ihn dorbleiben lassen. Ein Bildhauer gestaltete hier in der Kirche einen großartigen Grabstein für den Ritter. Darauf gab er auch dem Hund einen Platz, an dem er bleiben konnte.
So lautet die Erzählung des Hundes in der Kirche.

Auch ein Storchennest entdeckten wir in der Nähe der Kirche.



Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und wir entledigten uns der Jacken und Schirme.

Weiter ging es ...

Der Blasturm

Sehenswertes Blasturmmuseum, Sammlung von Handwerksgegenständen (Zunftstube), voll eingerichtete Türmerwohnung von einst.

Tafel am Blasturm:
Blasturm
Erbaut um 1300
Einsturz 1587, Wiederaufbau 1603
Höhe ca. 31,50 m
Renovierung 1980

 

Durch Zufall entdeckten wir die Spitalkirche „Zum Heiligen Geist“
Die heutige Kirche entstand um 1701, Stuckdecke und sehr schönes Kircheninnere, erfuhren wir. Leider war sie geschlossen.

Tafel an der Kirche:

Das Gunzenhäuser Spital im Jahre 1728
Das Spital zum heiligen Geist.
1352 gestiftet von Burgbard von Seckendorf.
In Würdigung seiner Verdienste und aus Dankbarkeit ließ die Stadt Gunzenhausen aus Anlass der Wiederbebauung des Grundstückes Osianderstraße Nr. 1 im Jahre 1982 diese
Erinnerungstafel erstellen.

 

Das Wetter war mittlerweile herrlich, fast schon wieder zu warm und somit beschlossen wir, noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Eine schmale Gasse führte uns aus der historischen Altstadt. Es waren nur etwa zwanzig Meter und schon standen wir im Grünen. Der Verkehr und die Stadt umschlossen uns. Ein Fußgänger- bzw. Radweg und als wir diesen überquert hatten, befanden sich dort Bänke und auch ein Kinderspielplatz, sowie eine grüne Insel, die zum Verweilen einlud.

Anschließend schlenderten wir weiter und kamen auf eine Brücke, die über Wasser führte. Von dort hatten wir einen tollen Rundumblick.
Otto schoss Fotos nach allen Seiten, auch zur verkehrsreichen B 13, die ebenfalls über eine Brücke führt.

Hier ein Blick vom Steg auf einen Teil der historischen Altstadt:

weitere Ansichten:

Das Markgräfliche Jagdschloss heute „Haus des Gastes“ - hoben wir uns für einen späteren Besuch auf. Hätten wir es doch gleich getan, muss ich heute sagen, denn es fiel einem heftigen Gewitter zum Opfer. Darüber aber später.

Viele Gebäude zeugen noch durch das Aussehen und daran angebrachte Tafeln von der früheren Geschichte. Hier ein paar davon:

Palais der Familie von Zocha
Erbaut 1706 von
Johann Wilhelm von Zocha,
Markgräflicher Obristbaumeister
*1680 in Gunzenhausen †1718 in Lyon, Frankreich
1746-1757 Gesandtenhaus,
1816-1974 Rathaus,
seit 1984 Stadtmuseum
Ehemal. Freihaus
Derer v. Rechenberg v. Kühdorf u. v. Buttlar.
Seit 1621 Oberamthof.
Hier residierte u. starb 1757
Markgraf Karl Wilh. Friedrich
„der Wilde Markgraf“.

 Noch eine Tafel – mit dem Hinweis –
 zum Burgstall
Konservierte Bausubstanz der unter
Kaiser ANTONINUS PIUS (138-161 n. Chr.)
errichteten Wachttürme und des unter
ANTONINUS CARACIALLA (211-217 n. Chr.)
erbauten rätischen Limes (Teufelsmauer)
Teilrekonstruktion einer Ringwallbefestigung
aus der Urnenfelder- und Hallstattzeit
(um 1000-500 v. Chr.)
und der unter HADRIANUS /117-138 n. Chr.)
erbauten Palisade aus Holzstämmen.

Diese Teilrekonstruktion haben wir nicht besucht, da es immer heißer wurde.

Als wir abfahren wollten, verwöhnte uns der Glockenturm am Rathausplatz zum Abschied.
Die Glocken spielten:

 „Das Wandern ist des Müllers Lust“  "Freude, schöner Götterfunke"  "Freut euch des Lebens".

Dann schlossen wir die Türen des Autos und fuhren Richtung Wald, einer kleinen Ortschaft am Altmühlsee. Wir folgten den Spuren der Vergangenheit und derer „von Zocha“.

Wie froh waren wir, dass wir einen Navi besitzen. Er sollte uns noch oft „retten“, denn durch die Seen war das mit der Fahrerei nicht ganz einfach und für uns unbegreiflich.

 

In Wald ging die Sucherei wieder los. Den Kirchturm sahen wir wohl, kamen aber nicht hin. Es war wie verhext und nach mehrmaligen Durchfahren sämtlicher Sträßchen, parkten wir verzweifelt im Schatten eines Baumes. Kaum ausgestiegen, entdeckte ich auf einem Gebäude ein Zeichen, das auf die "adelige" Vergangenheit hinwies. Vor dem Haus stand ein Mann mit einem Fahrrad. Auf das Schloss angesprochen, wies er uns den Weg. Wir standen fast davor und mussten schmunzeln. Auch erklärte er uns den Weg zur Kirche, die kurioserweise nicht durch die Wegweiser angefahren werden konnte, da diese auf eine Wiese zeigten.

Wir erfuhren:

Dieser kleine, aber bemerkenswerte Ort "Wald" kann auf eine lange und bewegende Geschichte zurückblicken.

Das Schloss (1375 als Sitz des Raubritters Eppelein von Gailingen zerstört) wurde anstelle der mittelalterlichen Burg 1730 vom markgräflichen Hofbaumeister Friedrich Karl von Zocha erbaut; 1749 vom „Wilden Markgrafen“ dem nebenehelichen Sohn Freiherr von Falkenhausen übergeben.
 

Das Gebäude, dessen Eingang von zwei Häuschen flankiert wird, spricht an. Ebenso die Figur, die dort steht, ein Falke auf dem Arm.

Das Schlosstor links und rechts flankiert von zwei gleich aussehenden Häuschen und die Figur mit dem Falken auf dem Arm links neben dem Eingang.

 

Es waren die Falken, auf die dieses Adelsgeschlecht sehr stolz war.
Viele Grabsteine auf dem nahen Friedhof zeugen von dieser Familie.


 

Besonders beeindruckend und sehr außergewöhnlich aber ist die Kirche.

 

Die Geschichte dieser Markgrafenkirche St. Martin & Ägidius
Um 750 entstand an diesem Ort eine Kapelle, die dem hl. Martin geweiht wurde. 1100 wurde eine neue Kirche gebaut. Als zweiten Schutzpatron wählte man den heiligen Ägidius. Im Jahre 1298 wurde die Pfarrei Wald erstmals urkundlich erwähnt. Die Reformation führte man in Wald schon sehr früh – 1527/28 ein.
Im 30-jährigen Krieg wurde die Kirche zerstört. Erst 1722 bis 1724 erbaute der markgräfliche Hofbaumeister Karl Friedrich von Zocha im Auftrag des Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich die jetzige Kirche unter Beibehaltung der alten Turmfundamente. Das Bauwerk ist kreuzförmig angelegt mit einbezogenem Ostturm.
Der spätgotische Turm wurde dreigeschossig aus Hausteinquadern gebaut. Die Spitzbogenfenster ziert ein Maßwerk mit Pässen und Fischblasen. Das Turmdach bildet einen kantigen Spitzhelm. Vier Glocken ertönen vom Turm.
Im Turm ist die Sakristei, sowie zwei Wendeltreppenaufgänge für den Turm und die Orgelempore untergebracht.

Eine besondere Kulisse bietet die Westfassade mit den geschwungenen Steintreppen zu beiden Seiten. Sie bilden die Zugänge zur westlichen Empore.


Die klassizistisch geprägte Fassade mit dem großen Rundbogenfenster und dem einfachen Portal schließt mit einem Dreiecksfronton ab. Umgeben ist der Kirchenbau von einer Einfriedungsmauer.

Sehr schlicht, aber dafür umso schöner das Innere der Kirche.

Hier die Orgel:

 

Tafel an der Kirche:
Markgrafenkirche
St. Martin u. Ägigius
Erbaut 1722/24 von
Karl Friedrich von Zoche
Markgräflicher Obristbaumeister
*1683 in Gunzenhausen
† 1749 in Ansbach


Die Kirche von der rechten Seite:


 

In der Hitze beschlossen wir nun letztendlich zum See zu flüchten.

Dann beim Seezentrum Altmühlsee – das tat vielleicht gut … Der See lag vor uns und wir genossen den Anblick. Sahen die Segelboote in der Ferne vor dem Wind.


Hinter den Bäumen vermuteten wir die Anlegestelle der "MS Altmühlsee":

Dort setzten wir uns auf eine Bank. Das Farbenspiel des Wassers faszinierte. Die Wellen schlugen leicht an den Strand und die Möwen flogen erwartungsvoll um die Schiffsanlegestelle herum. Die "MS Altmühlsee" war auf dem Weg, kam immer näher. Und dann war das Schiff bei der Anlegestelle.

Nachdem die Passagiere aus- und zugestiegen waren, fuhr das Schiff wieder weiter zur nächsten Anlegestelle

Wir genossen noch einige Zeit, bevor wir uns nach einer geeigneten "Futterstation" umsahen und in unsere Pension zurückkehrten. Den Abend beschlossen wir wieder auf dem Balkon, die Strahlen der scheidenden Sonne zu genießen. Ich hatte den Laptop vor mir, machte mir Notizen und anschließend besahen wir die Foto-Beute des Tages, um irgendwann nach der abendlichen Reinigung im Bett zu verschwinden.

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