Frohe Ostern

Wie jedes Jahr, ist Mutter auch an diesem Ostersamstag beim Eierfärben, Sohnemann mit Freunden unterwegs. Obwohl der Junge schon älter ist und nicht mehr an den Eierbringer glaubt, hat es sich eingebürgert, dass er am Ostersonntag immer noch gerne ein paar wenige Schokoladeneierchen, ein kleines Schokoladenhäschen und Ostereier spaßeshalber sucht. Nein, nicht draußen, wo man ihn sehen könnte, sondern im Wohnzimmer.

Aus dem Rundfunkempfänger hört Mutter schöne Frühlingslieder, die sie an die eigene Kinderzeit erinnern. Inbrünstig und voller Lust singt sie, obwohl unmusikalisch, laut mit. Zum Glück kann sie niemand hören.

In den Gläsern sind bereits die Eierfarben, schnell heißes Wasser darüber und … was brabbeln die da im Radio? Die erzählen über die ungewöhnlichsten und originellsten Ostereierverstecke.
Die Mama muss schmunzeln, erinnert sich an ihre Gummistiefel im Geräteschuppen, die vor Jahren, als der Sohn noch klein war, als Versteck dienen mussten. Wieder einmal hatte man die versteckten Eier nicht gezählt und konnte somit nicht nachvollziehen, ob auch alle gefunden wurden. Als dann im Frühjahr die Gartenarbeit begann und sie im Stiefel in das stinkige und matschige Ei rutschte, war sie nicht eben erfreut.

Bald blickt die Mutter stolz auf eine Schale mit bunten Eiern, die im grünen Ostergras richtig schön aussehen.

Vor dem Schlafengehen verstecken die Eltern für den Sohn die von diesem gewohnten und erwarteten Osterleckereien.

Am nächsten Morgen wird die Mutter wach, weil ständig die Türen des Kinderzimmers und der Wohnstube schlagen. Da stimmt etwas nicht, denn normalerweise hört man dieses Geräusch nur einmal und dann ist der Sohn auf der Suche.

Als die Mama kurz darauf das Wohnzimmer betritt, liegen kleine bunte Schnitzel Staniolpapier säuberlich auf einem Haufen und daneben Eierschalen in rot, gelb, blau und grün, ebenfalls sorgfältig aufgeschichtet. Alles ist gut sortiert. Bruno sitzt davor, satt zufrieden - mit halb geschlossenen Augen. Er hat aber auch keine einzige Leckerei übersehen. Auf Mutters Zuruf erhebt er sich und läuft mit blitzenden Augen Schwanz wedelnd auf Frauchen zu.

Aber … wer hatte die Terrassentür offen gelassen? Das blieb für immer ein Geheimnis.

Heidi Gotti

 



Fritzchen und der Osterhase

Fritzchen Müller, er sich nennt,
man ihn nur als Lausbub kennt.
Seit er in die Schule geht,
er über allen Dingen steht.

Die kleine Schwester er oft neckt,
mit manchen Worten sie erschreckt.
Naht das Osterfest heran,
er es dann nicht lassen kann
und mit wichtiger Miene spricht:
Den Osternhasen gibt es nicht.

Schwester Elsa heftig weint,
Mutter tröstend darauf meint:
An Ostern, liebes Kind,
kommt der Hase - ganz bestimmt!

Abends erzählt sie dann dem Vater
von diesem kindischen Theater.
Du musst mal wieder sein der Hase,
verstecken Eier im grünen Grase.

Das Kostüm im Keller unten,
hat die Mutter bald gefunden.
Aber, als Fritzchen war recht klein,
damals - da passte der Vati noch rein.
Doch mittlerweile, warum auch immer,
passt das Ding ihm halt nimmer.
Die Eltern beraten hin und her,
doch die Lösung ist nicht schwer.
Mutti muss der Hase sein,
sie passt in das Fell hinein.

Das Osterfest es naht schon bald,
es scheint die Sonne, ist nicht kalt.
Mutti in die Montur geschnürt,
schnell die Hasenpfoten montiert.
Schweiß ihr auf der Stirne steht,
während sie Richtung Küche strebt.
Resolut den Eierkorb gepackt,
da hat’s zum ersten Mal geknackt.
Vati meint, es ist alles gut,
heb die Beine, schnell dich sput.

Im hübschen kleinen Elternhaus,
schau’n die Kinder zum Fenster raus.
Mutti hebt die Vorderpfoten,
winkt mal schnell nach oben.
Elschen vor Begeisterung in die Hände klatscht,
und ihrem Bruder eins auf den Hintern patscht.

Das mit dem Bücken ist gar nicht einfach,
immer wieder macht’s irgendwo leise krach.
Mutti ist es schon richtig heiß,
von der Stirne rinnt der Schweiß.
Beim Verstecken sie sich quält,
hofft, dass das Kostüm noch hält.

Im Hasenfell sieht Mutti nicht so sehr,
sie hört dafür umso mehr,
denn plötzlich vernimmt sie Fritzchens Rufen:
der Hase da, der hat ja nen Riesen-Busen!

Die Gestalt im Hasenfell
dreht sich darauf um ganz schnell.
Doch – das muss Fritzchen genauer seh’n
und schon hört man die Haustür geh’n.

Mutter muss sich nun beeilen,
die letzten Eier zu verteilen.
Und dann o weh und ach,
es tut einen erneuten „krach“.
Das Kostüm platzt nun vorne auf,
während der Hetze im schnellen Lauf.
Sie drückt es zu mit der linken Hand,
die andere hält den Korb am Rand.

Dann rennt sie mit triefender Nase,
eilig in Richtung Nachbarstraße.
Doch sie stolpert, fällt fast hin,
nur noch weg hat sie im Sinn.
Vom Fuß fällt ihr ein Schuh,
zum Aufheben ist keine Ruh.

Die verlorene Pfote liegt im Grase:
Elsa schluchzt: Ist er tot der Hase?
In der Hasenpfot
leuchtet etwas rot.
Fritzchen meint in aller Ruh,
das ist Muttis neuer Schuh.
Siehste, Osterhasen gibt es nicht,
fügt er an genüssiglich.

Elschen kreischt laut und schrill
Vater wird ganz blass und still.
Es wird ihm kalt und heiß,
die Stirne voller Angstschweiß.

Doch plötzlich – was ist denn das?
Vorbei rast in raschem Lauf ein Has.
Ausgebüchst aus Nachbars Garten,
ist sein Begehr in den Wald zu starten.

Lausbub Fritzchen reißt auf die Augen,
was er sieht, kann er nicht glauben.
Zwar scheint geschrumpft der Hase,
doch ganz blass um die Nase,
Fritzchen nun recht kleinlaut
und ungläubig zu Vati schaut.

Erstaunt flüstert er dann noch:
Den Osterhasen gibt es doch!

Heidi Gotti