Eine unruhige Nacht

Als arbeitender Bürger ist man bestrebt abends nicht zu spät ins Bett zu gehen und fällt in der Regel nach einem arbeitsreichen Tag auch gleich in einen erholsamen Schlaf.
Aber nicht heute Abend. Ich drehe mich von rechts nach links und wieder umgekehrt. Meine Gedanken schweifen.... Die Vorbereitung auf die morgige Arbeit hält mich wach. - Abhaken!

Aber das ist leichter gesagt als getan. Jetzt kitzelt die Nase, ich bekomme heiße Füße und strecke sie aus dem Bett. Mal auf den Rücken legen, das Kissen etwas höher, aber es hilft alles nichts. War das nicht eine Schnake? Schon sitze ich aufrecht im Bett! Nein, ich habe mich getäuscht. Also auf ein neues. Schäfchen zählen.... das ist ja Unsinn. Alle Gedanken ausschalten und entspannen. Ja, jetzt wird es gleich klappen.

Tatsächlich muss ich eingeschlafen sein. Ich träume, sehe mich barfuß über eine Wiese laufen. Bunte Blumen, Bienen, Schmetterlinge erfreuen mich. Es duftet herrlich... Plötzlich ein Grollen.... das passt doch nicht in meinen entspannenden Traum. Wieder ein Rumpeln, dieses Mal schon lauter und heftiger. Natürlich bin ich wieder wach. Ein greller Blitz zuckt! Da die Rollläden nicht ganz geschlossen sind, kann ich es deutlich erkennen. Der Donner lässt sich noch Zeit und ist auch nicht sehr laut. Das Gewitter ist also noch weiter weg. Vielleicht kann ich vorher noch einschlafen, bevor es zu uns kommt. Aber natürlich bleibe ich wach! Das Wetter zieht weiter und ich beginne aufs Neue, mich zu entspannen.

Wieder umfängt mich der Schlaf und abermals wache ich auf. Man sollte abends nicht so viel trinken. Also wandle ich zur Toilette. Um nicht ganz munter zu werden, lasse ich das Licht aus. War keine gute Idee. Die große Zehe des rechten Fußes tut entsetzlich weh, nachdem ich sie am Bett angeschlagen habe. Ein Indianertanz ist fällig, um den Schmerz abzubauen. So geschafft, es hat nachgelassen und ich liege wieder im Bett. Denke eben noch, hoffentlich ist der Wecker richtig gestellt und .... bin eingeschlafen. Tief und fest muss mein Schlaf sein.

Ich höre etwas heulen, es hört sich an wie Musik und es ist sehr angenehm. Das muss ein Traum sein! Ich sehe mich tanzen, drehe mich zur Musik und ich schwebe. Was für ein herrliches Gefühl. Aber jäh ist mein Traum zu Ende. Diese "Musik" wird immer lauter. Beim Aufwachen muss ich erkennen, es sind Sirenen und zwar ziemlich nah bei uns. Klar, in der Nacht klingt alles lauter. Wenn die aber um diese Zeit mit Sirene fahren, muss was Größeres passiert sein. Auf dem Radiowecker ist es jetzt 0.45 Uhr. Plötzlich höre ich nichts mehr und versuche, mich zu entspannen. Aber das wird nichts. Noch dreimal halten mich Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen vom Einschlafen ab. Da die Signale etwas unterschiedlich sind und ich sie kenne, weiß ich Bescheid. Aber nun ist Ruhe. Natürlich lauscht mein Unterbewusstsein! Es könnte ja noch was passieren....

Der Schlaf muss plötzlich gekommen sein - bleiern bis......
Das Keckern eines Marders weckt mich auf. Die müssen ein Fest feiern, lässt mich der anschließende Radau vermuten. An mein Auto muss ich denken. In der Werkstatt machten sie mich schon auf das angefressene Zündkabel aufmerksam. Hoffentlich hilft das Marderspray, mit dem ich den Motorraum ausgesprüht habe. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es sich eigentlich nicht mehr lohnt, einzuschlafen. Im selben Moment aber bin ich weg.

Als eine Stunde später der Wecker klingelt, fühle ich eine bleierne Müdigkeit in mir. Benommen schleppe ich mich ins Bad. Eine kalte Dusche weckt die Lebensgeister und eine Tasse Kaffee lässt mich mutig den neuen Tag beginnen.
In der Zeitung lese ich dann von dem Unfall, der sich kurz nach Mitternacht auf der nahen Bundesstraße ereignet hatte. Der Fahrer war aus unerklärlichen Gründen auf die Gegenfahrbahn geraten und dort mit einem größeren Fahrzeug zusammen gestoßen. Zwei Feuerwehren wurden gerufen und 20 Mann waren beschäftigt den Mann aus dem Auto zu schneiden. Auch die beiden Beifahrer wurden bei dem Unfall verletzt und der Krankenwagen brachte sie ins nahe Krankenhaus.
Heidi Gotti

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